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Syrien

Die IAEO spricht Klartext

8. Juli 2011 , Genf
Pierre Simonitsch
Das syrische Regime gerät zunehmend von aussen unter Druck. Hat Syrien heimlich einen Atomreaktor gebaut?

Auf Antrag der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wird sich nächste Woche der Weltsicherheitsrat hinter verschlossenen Türen mit dem geheimnisvollen Nuklearprogramm Syriens befassen. Damaskus wird verdächtigt, mit nordkoreanischer Hilfe einen geheimen Atomreaktor gebaut zu haben, der aber vor seiner Vollendung am 6. September 2007 von der israelischen Luftwaffe zerstört wurde.

Die syrische Regierung wird beschuldigt, die IAEO bei der Aufklärung des Falles zu behindern. Die Syrer erlaubten den Inspektoren der IAEO im Juni 2008 ein einziges Mal die Untersuchung der bombardierten Baustelle. Hernach fielen die Türen zu. Jetzt geht die IAEO in die Offensive. Wegen der mangelnden Zusammenarbeit Syriens bei den Ermittlungen reichte sie am 9. Juni das Dossier an den Weltsicherheitsrat weiter. Zuvor stellte ein Bericht der IAEO fest, dass das von den Israelis zerstörte Gebäude „mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Atomreaktor war, den Syrien hätte deklarieren müssen“.

Verdächtige Teile, faule Ausreden

Syrien ist Mitglied des Atomwaffensperrvertrags und muss daher der IAEO Auskunft über seine nuklearen Tätigkeiten geben und den internationalen Inspektoren Zugang zu allen Atomanlagen gewähren. Im Falle eines Vertragsbruchs kann der Sicherheitsrat der UNO Sanktionen gegen das Land beschliessen. Das hat der Iran erfahren. Im Unterschied zum Iran fehlen aber Syrien die technischen Voraussetzungen zum Bau von Atomwaffen. Die Einschaltung des Weltsicherheitsrats wird von Diplomaten als eine Verstärkung des Drucks auf das syrische Regime wegen der blutigen Unterdrückung der Volksaufstände gewertet.

Obwohl die IAEO nach fast vier Jahren Zurückhaltung jetzt Klartext gegenüber Syrien spricht, bleibt die Angelegenheit weiterhin mysteriös. Nach Satellitenbildern hatte das Bauwerk vor seiner Bombardierung die Form des nordkoreanischen Reaktors Yongbyon. Der Ort befindet sich am Oberlauf des Euphrat und wird Al Kibar oder Dair Alzour genannt. Nach den Erkenntnissen der IAEO handelte es sich um einen gasgekühlten, graphitmoderierten Reaktor, der nicht zur Stromerzeugung taugte. Brennstäbe waren noch keine enthalten.

Nach dem Angriff der israelischen Luftwaffe protestierten die Syrer nicht lauthals gegen die Aggressionshandlung, sondern rissen die Ruine nieder und bedeckten sie mit Erdreich. Die Experten der IAEO fanden bei ihrer einzigen Inspektion Spuren von behandeltem Natururan, Graphit und rostfreiem Stahl. Die syrische Erklärung dafür lautete, dass diese Proben von den Raketen stammen müssten, mit denen das Bauwerk zerstört wurde. Seither weigert sich Damaskus, mit der IAEO zusammenzuarbeiten.

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