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Ukraine Tag 3

«Die Entscheidung fällt gerade jetzt»

26. Februar 2022
Selenskyj
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird zur tragenden Figur des ukrainischen Widerstandes. Unermüdlich, mit fast übermenschlichen Kräften ruft er täglich die Menschen auf, der russischen Aggression zu trotzen. Ihm gelingt es auch, die meisten westlichen Staaten auf einen Anti-Putin-Kurs einzuschwören. Die westliche Solidarität, die harte Haltung der USA, der Nato und der EU kommen für die Russen überraschend. (Foto: Twitter/Youtube)

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) wird in den Strassen von Kiew gekämpft – ebenso im Süden und Osten des Landes. «Das Schicksal der Ukraine entscheidet sich gerade jetzt», erklärte in der Nacht zum Samstag der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj. In der Nähe der Regierungsgebäude in Kiew sind Schüsse zu hören. Selenskyj hatte am Freitag erklärt, er sei des «Ziel Nummer eins». Einen Tag vorher sagte er, er wisse nicht, wie lange er noch lebe.

Selenskyj widersprach am Morgen Meldungen, wonach er das Land verlassen habe. «Ich bin hier», sagte er in einem am Samstagmorgen verbreiteten Video. «Ich wünsche allen einen guten Morgen.» Selenskyj betonte: «Wir werden die Waffen nicht niederlegen, wir werden kämpfen und unseren Staat verteidigen.» Die USA hatten angeboten, ihn in Sicherheit zu bringen. «Ich brauche kein Taxi, ich brauche Waffen», sagte er.

Kiew
Beginn der russischen Invasion: Obwohl er mehrmals erklärt hatte, er werde die Ukraine nicht angreifen, lässt Putin die Hauptstadt Kiew und die zweitgrösste ukrainische Stadt Charkiw bombardieren. Das Bild stammt aus Kiew. Tausende russischer Soldaten fallen in den Norden der Ukraine ein. Hunderte Panzer bewegen sich auf die Hauptstadt zu. Putin rechnet damit, dass es eine Frage weniger Tage ist, bis die Regierung kapituliert. Ein Versuch einer russischen Spezialeinheit, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu entführen oder zu töten, scheitert. (Foto: Keystone/AP/Efrem Lukatsky)

Im Zentrum von Kiew schlugen in der Nacht zum Samstag mehrere Raketen ein. Stark beschädigt wurde unter anderem ein Hochhaus.

Kiew, Raketeneinschlag
(Foto: Keystone/EPA/Sergey Dolzhenko)

Russische Truppen versuchen den wichtigen Militärflughafen Wassylkiw, 40 Kilometer südlich der Hauptstadt zu erobern. Dazu wurden Fallschirmjäger abgesetzt.

Gefechte werden auch vom nordöstlichen Rand von Kiew gemeldet. Dort haben russische Verbände versucht, ein Heizkraftwerk anzugreifen. Das Kiewer Wasserkraftwerk sei bereits in russischer Hand, berichtet die russische Nachrichtenagentur Interfax.

Der russische Angriff auf eine Kaserne sieben Kilometer westlich von Kiew wurde zurückgeschlagen.

Russland meldete am Samstagmorgen die Einnahme der 150’000 Einwohner zählenden Stadt Melitopol im Südosten des Landes. Es wäre die erste grössere Stadt, die Russland erobert hat.

Nach eigenen Angaben hat das russische Militär in der Nacht zum Samstag Ziele in der Ukraine mit luft- und schiffsgestützten Cruise Missiles angegriffen. «Hunderte» militärische Ziele seien getroffen worden. Insgesamt habe die russische Armee bisher 800 militärische «Objekte» ausser Gefecht gesetzt. Dutzende Flugzeuge und Panzer seien zerstört worden.

«Setzt Molotow-Cocktails ein!»

Putin hatte offenbar auf einen schnellen Durchmarsch gehofft. Der findet bisher nur zögerlich statt. Die ukrainische Armee meldete, dass 3’500 russische Soldaten getötet und 200 gefangen genommen wurden. 14 russische Flugzeuge, 8 Helikopter und 102 Panzer seien zerstört worden. Verifizieren lassen sich diese Meldungen nicht.

Die ukrainische Armee fordert die Bevölkerung auf, mit allen Mitteln Widerstand zu leisten. Die «Ukrainische unabhängige Informationsagentur» (Unian) zitiert einen Armee-Sprecher: «Fällt Bäume, baut Barrikaden, verbrennt Reifen, nutzt alles. Die Aggressoren müssen verstehen, dass sie hier unerwünscht sind.» Weiter heisst es: «Leistet in jeder Strasse Widerstand.» Empfohlen wird der Einsatz von Molotow-Cocktails.

Flüchtlingswelle

Flüchtlinge
Ein polnischer Grenzschutzbeamter hilft ukrainischen Flüchtlingen bei ihrer Ankunft in Polen am 26. Februar. (Foto: AP/Czarek Sokolowski)

Laut Angaben von Uno-Organisationen befinden sich seit Beginn des russischen Überfalls am Donnerstag mehr als 120’000 Menschen auf der Flucht.

Ein polnischer Grenzschützer sagte, bereits 100’000 Flüchtlinge seien in Polen eingereist. Allein am Freitag kamen 47’000. «Wir werden allen helfen, wir werden niemanden ohne Hilfe lassen», sagte der Chef des Grenzschutzes.

Das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR erklärt, dass neben den 120’000, die bisher ins Ausland geflüchtet sind, über 850’000 aus ihren Behausungen geflohen seien und irgendwo im eigenen Land Unterschlupf suchten. Das UNHCR schliesst nicht aus, dass – im schlimmsten Fall – bis vier Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer das Land verlassen könnten.

Ausschluss aus dem Swift?

In der EU findet zurzeit eine hitzige Diskussion statt, ob Russland aus dem internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen werden soll. Vor allem Bundeskanzler Olof Scholz zögert. Er wird im Moment von mehreren EU-Staats- und Regierungschefs bearbeitet. Ein Ausschluss Russlands aus dem Swift würde das Land empfindlich treffen – allerdings andere Staaten auch.

Putin zur Beendigung des Krieges aufgefordert

In einer Petition verlangen russische Ärzte, Krankenschwestern und Sanitäter von Putin, den Krieg in der Ukraine sofort zu beenden. «Wir sind entschieden gegen kriegerische Handlungen, die die russische Armee in der Ukraine verübt», heisst es in dem Schreiben, das mit 300 Unterschriften versehen ist.

Auch russische Hilfsorganisationen veröffentlichen einen offenen Brief an Putin. Darin wird der Kreml-Chef aufgefordert, den Krieg sofort zu beenden. «Wir halten gewaltsame Methoden zur Lösung politischer Konflikte für unmenschlich und rufen Sie zur Beendigung des Feuers und zum Beginn der Verhandlungen auf.»

Die Türkei gegen den Krieg

Der türkische Aussenminister Mevlüt Çavuşoğlu hat in einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow ein Ende der russischen Angriffe in der Ukraine gefordert. Gleichzeitig zeigte sich Ankara bereit, Friedensgespräche zu organisieren.

Tausende demonstrieren in Bern

Etwa 20’000 Demonstranten fordern in Bern Putin auf, die Kämpfe sofort einzustellen. Es ist eine der grössten Friedensdemonstrationen der letzten Jahre. Viele Familien nehmen an der Manifestation teil. Der Bundesrat wird ausgepfiffen, weil er sich den Sanktionen der EU und der USA nicht vollumfänglich anschliessen will.

Bern, Demo gegen Putin
In Bern sind es Tausende, die gegen Putin demonstrieren. (Foto: Keystone/Manuel Lopez)

Grossdemonstrationen finden auch in Genf, Basel, Bellinzona und Luzern statt. Bereits am Donnerstagabend hatten auf dem Zürcher Rathausplatz Tausende demonstriert.

(Wird laufend aktualisiert)

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