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USA

Das Phänomen Trump

16. Oktober 2015
Ignaz Staub
Ignaz Staub
Als Donald Trump im Sommer ankündigte, Präsident der Vereinigten Staaten werden zu wollen, war ihm Häme gewiss

Es werde nicht lange dauern, unkten Leitartikler, bis diese grössenwahnsinnige Kandidatur implodiere. „Bon Voyage“, titelte New Yorks „Daily News“ nach einem von Trumps Tritten ins Fettnäpfchen. Indes berichtet das Online-Portal „Huffington Post“ über den Kandidaten noch heute lediglich unter der Rubrik „Unterhaltung“.

Kein Anzeichen von Schwäche

Einige Monate und etliche Entgleisungen später ist der schwerreiche Baulöwe alias „The Donald“ nach wie vor im Rennen und er zeigt keine Anzeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Trump führt alle Meinungsumfragen zur Beliebtheit republikanischer Präsidentschaftskandidaten unangefochten an, und die Wahlbeobachter in den Medien visieren derzeit statt ihn seine Konkurrentin Carly Fiorina an.

Die frühere Firmenchefin von Hewlett-Packer (HP), heisst es, sei eine Serienlügnerin, die sich die Realität nach eigenem Gusto zimmere und gegen Argumente, die auf Fakten basieren, immun sei. Von den übrigen Kandidaten der GOP (Grand Old Party), einschliesslich Präsidentensohn und -bruder Jeb Bush, ist wenig zu hören. Es sei denn, es werfe einer, wie Gouverneur Scott Walker (Wisconsin), entnervt das Handtuch.

Käufliche Politiker

Neuerdings mangelt es nicht an Versuchen, das Phänomen Trump zu erklären. Allein der Umstand, dass er als Milliardär oder von Reality TV-Shows her landesweit bekannt ist, reichen als Erklärungen nicht mehr aus und die Faszination seiner barocken Frisur sowieso nicht. Donald Trump, diagnostiziert Frank Rich im Magazin „New York“, treffe in Amerika mit seinem ungehobelten Gehabe und seinen unsensiblen Sprüchen exakt den Nerv der Zeit.

Trump, so Rich, verkörpere, den Überdruss der Wähler an einer dysfunktionalen Politik, die in Washington DC zum fast völligen Betriebsstillstand geführt hat, und an käuflichen Politikern, die - von opportunistischen Lobbyisten oder verbohrten Mäzenen finanziert - lediglich Partikularinteressen statt das Gemeinwohl vertreten würden.

Hilflose Akteure

Donald Trump hingegen, unabhängig und niemandem etwas schuldig, politisiert so, wie viele verunsicherte Amerikaner sich das wünschen: aggressiv, direkt und kompromisslos. Ohne Berater, Meinungsforscher oder Spin-Doktoren – ein Selfmademan, kein Profiteur von Günstlingswirtschaft, ein dynamischer Bauchpolitiker, keine müde Marionette.

Mit seiner Verachtung für traditionelle Rituale und populäre Rollenspiele verunsichert „The Donald“ das politische Establishment beider Parteien sowie die Medien und treibt seine Gegner zur Weissglut. Auch wenn die herrschende Klasse am Ende wohl siegen und Trump zu dem stempeln wird, was er am meisten hasst: zu einem Verlierer. Doch auch diese Prognose könnte falsch sein. Auf jeden Fall zeigt Donald Trumps Kandidatur, wie fragil die Kulissen sind, vor denen Amerikas Politik über die Bühne geht, und wie hilflos deren Akteure auftreten, wenn ihnen ein cleverer Clown die Show stiehlt.

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