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Ungarn

Das Ende von „Nepszabadsag“ – eine Politintrige

11. Oktober 2016 , Budapest
Ivan Lipovecz
In Ungarn hat die linksliberale Zeitung „Nepszabadsag“ ihr Erscheinen eingestellt. Kritiker sehen dahinter die Hand von Regierungschef Orban.

Erzkonzervative jubeln: „Die Wende, die erst 1989 begann, ist jetzt vollzogen worden.“ Liberal denkende Menschen schreien: „Die Pressefreiheit ist mit Füssen getreten worden.“ „Nepszabadsag“ hatte unter den überregionalen Tageszeitungen in Ungarn, die „seriös“ genannt werden können, mit Abstand die grösste Auflage. Aber auch diese Auflagezahl schrumpfte zwar in letzter Zeit, wie es  auch bei den Printmedien in andern Ländern Welt häufig der Fall ist. Aber ist das schon Grund genug, um diese Zeitung von einem Tag auf den anderen zu schliessen – oder wie es offiziell mitgeteilt wird, zu „suspendieren“?

Mitverantwortung des Ringier-Verlags

Das Blatt und dessen Verlag Mediaworks hatte seit anderthalb Jahren einen neuen Besitzer. Die Finanzinvestorfirma heisst „Vienna Capital Partners“, vertreten durch einen gewissen Herrn Pecina. Der frühere Mehrheitsinhaber des Verlages, die Ringier AG, hat die jetzige wirschaftliche Lage weitgehend herbeigeführt, das heisst die milliardenschweren Verluste selbst verursacht – durch finanzielle Tricks, durch Fehlinvestitionen usw. Diese Fehler  jetzt  allein der Zeitung vorzuwerfen, ist mehr als geschmacklos.

Das Engagement von Herrn Pecina hatten alle Beobachter als eine Übergangslösung angesehen. Der Ankauf des Verlagshauses PLT mit mehreren finanziell erfolgreichen Regionalzeitungen deutete schon darauf hin, dass Mediaworks wieder ausgeglichen wirtschaften und damit für Neuinteressenten lukrativ werden würde. Doch diese sich in der Dunkelheit bewegenden Personen hatten offenkundig nur einen neuen Auftrag zu erfüllen: die in Ungarn meistgelesene linksliberale Zeitung „Nepszabadsag“ möglichst schnell loszuwerden. Auftraggeber ist die rechtspopulistische Regierungspartei unter der Führung von Viktor Orban.

Für die Regierung ein Ärgernis

Vielleicht wäre dieser Auftrag nicht so schnell und brutal abgewickelt worden, hätte sich Orbans Volksentscheid über die Ablehnung von EU-Flüchtlingskontingenten vor zehn Tagen wegen fehlender Wahlbeteiligung nicht als ungültig erwiesen. Oder hätte „Nepszabadsag“ Orbans Günstlinge, den Nationalbankpräsidenten Matolcsy und „Propagandaminister“ Rogan, wegen ihrer unmoralischen Taten nicht an den Pranger gestellt.

Nach diesen Kollisionen mit der Regierungsmacht  blieb dem  Übergangsverwalter Pecina offenbar nichts mehr anderes übrig, als die „Drecksarbeit“ noch vor seinem Abtreten zu erledigen und die Zeitung kurzerhand zu schliessen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil  der Kauf des Verlagshauses PLT durch Mediaworks mit Krediten der staatseigenen Bank MKB ermöglicht worden war.

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