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Ukraine Tag 15

«Apokalypse»

10. März 2022
Mariupol
Mariupol (Foto: Keystone/AP/Evgeniy Maloletka)

Die südukrainische Stadt Mariupol ist zum Symbol dieses Krieges geworden. Etwa 200’000 Menschen sind eingeschlossen. Die Strom- und Wasserversorgung ist zerstört. Bald gehen die Nahrungsmittel aus. Ein Rotkreuz-Sprecher sprach von «apokalyptischen Zuständen». Das Bild zeigt die Geburtsklinik von Mariupol, die am Mittwoch Ziel eines russischen Angriffs war. Ein Treffen zwischen den Aussenministern der Ukraine und Russlands verlief ergebnislos.

Mariupol
Die bombardierte Geburtsklinik in Mariupol (Foto: Keystone/AP/Evgeniy Maloletka)

«Genozid»

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj beschuldigte Russland, einen Völkermord zu begehen. In einer vergangene Nacht veröffentlichten Rede sagte er, dass die Bombardierung einer Entbindungsklinik in der Küstenstadt Mariupol der einzige Beweis dafür sei, den die Welt brauche, um die Ziele Russlands zu verstehen.

Selenskyj
Selenskyj am Mittwoch in Kiew

Neuer Versuch gescheitert

Matriupol wird von einer Kältewelle erfasst. In der Nacht ist es bis zu minus 6 Grad kalt. Da der Strom und die Heizungen ausfallen, fällen Einwohner Bäume und verbrennen sie. Weil die Wasserversorgung zusammengebrochen ist, wird Schnee aufgekocht.

Heute Donnerstag hätte ein neuer Versuch gestartet werden sollen, Fluchtkorridore einzurichten, um zumindest einen Teil der belagerten Bevölkerung zu evakuieren. Ein Hilfskonvoi wurde jedoch beschossen und musste umkehren, bevor er die eingekesselte Stadt erreichte.

Bisher sind alle Versuche, Korridore einzurichten, gescheitert. Pro-russische Kräfte haben immer wieder auf die Flüchtenden geschossen. Selbst Menschen, die ihre getöteten Angehörigen begraben wollen, werden von pro-russischen Milizen beschossen.

Ergebnislos

Das Treffen des ukrainischen und russischen Aussenministers im türkischen Antalya ist ergebnislos verlaufen. Dies erklärte der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba nach der anderthalbstündigen Begegnung. Er und Sergej Lawrow hätten sich jedoch geeinigt, sich wieder zu treffen. Hauptthema der Gespräche war ein Waffenstillstand.

Lawrow
Sergej Lawrow am Donnerstag in Antalya (Foto: Keystone/AP)

Lawrow sagte: «Wir haben nicht vor, andere Länder anzugreifen. Wir haben auch die Ukraine nicht angegriffen.» Russlands, sei gezwungen gewesen, eine «spezielle Militäroperation» in der Ukraine durchzuführen, um seine eigene Sicherheit zu gewährleisten.

Lawrow lässt die Tür für ein Treffen zwischen Präsident Putin und Präsident Selenskyj offen. «Ich hoffe, dass dies irgendwann einmal notwendig wird», sagte er. «Aber dafür müssen Vorbereitungen getroffen werden.» Selenskyj hatte erklärt, dass der Krieg nur durch ein Treffen mit Putin beendet werden kann.

Aussenministertreffen
Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba (mit dem Rücken zur Kamera) und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow (Foto. dpa)

Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba sagte, er habe seinen russischen Amtskollegen gedrängt, einen humanitären Korridor in Mariupol einzurichten. Kuleba sagte, Lawrow habe ihm gesagt, er sei nicht befugt, einer bestimmten Massnahme zuzustimmen, werde den Vorschlag aber nach Moskau weiterleiten.

«Kompletter Unsinn»

Russland warf der Ukraine vor, nukleare oder biologische Waffen zu entwickeln. Ein Sprecher des amerikanischen Aussenministeriums, Ned Price, bezeichnete dies als «kompletten Unsinn». Jen Psaki, die Sprecherin von Joe Biden, erklärte, Moskau wolle mit der Verbreitung von Falschinformationen den Weg dazu vorbereiten, um den russischen Einsatz von Massenvernichtungswaffen zu rechtfertigen.

Gebremst, aber nicht gestoppt

Der Krieg, der jetzt in die dritte Woche geht, hat Hunderte ziviler Opfer gefordert und die grösste Flüchtlingswelle seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Allein in Polen hat die Zahl der Flüchtlinge am Donnerstag die 1,4 Millionen-Grenze überschritten. Hunderttausende Menschen suchen Schutz in Kellern und U-Bahn-Stationen. Der russische Vormarsch konnte zwar gebremst, aber nicht gestoppt werden. Der Belagerungsring rund um die Hauptstadt Kiew wird enger.

«Offensive Operation»

Die russischen Verbände haben in der Nacht zum Donnerstag erneut mehrere Städte bombardiert. Viele Wohnhäuser wurden in Schutt und Asche gelegt. Nach ukrainischen Angaben fielen Bomben rund um die Hauptstadt Kiew – ebenso in Petrowsk, Isjum, Hruschuwakha, Sumy und Ochtyrka. Die Russen nennen ihre Angriffe eine «offensive Operation».

Su-34
Absturz eines russischen Jagdbombers Su-34 bei Charkiw. Die Russen verlieren in den ersten Kriegstagen Dutzende Kampfflugzeuge. Im Verlaufe des Krieges werden es fast 300 sein. Laut Angaben des ukrainischen Generalstabs hat Russland bisher 281 Kampfflugzeuge, 264 Helikopter, 1’500 Drohnen und 2’940 Panzer verloren. 93’760 russische Soldaten seien gestorben, 281’000 seien verwundet worden (Angaben vom 10. Dezember). Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. (Foto: Keystone EPA/Vasyl Zhlobsky)

10’000 Menschen evakuiert

In Erwartung russischer Bombardements sind 10’000 Menschen aus Städten und Dörfern rund um die Hauptstadt Kiew evakuiert worden. Dies erklärte der Gouverneut der Region Kiew, Oleksiy Kuleba.

Evakuierung aus Sumy

In der Stadt Sumy nahe der Grenze zu Russland gilt wieder eine lokale Feuerpause. Dies teilt der Gouverneur der Stadt, Dmytro Schywyzkii, mit. Über drei Fluchtkorridore haben in den letzten drei Tagen Tausende Menschen die umkämpfte Stadt verlassen. Auch aus den bei Sumy liegenden Ortschaften Krasnopillja und Trostjanez werden Menschen evakuiert. Sumy wurde in der Nacht zum Donnerstag erneut beschossen.

2,3 Millionen Flüchtlinge

Laut den am Donnerstag veröffentlichten jüngsten Zahlen des Uno-Hochkommissariats für das Flüchtlingswesen UNHC haben 2’283’982 Menschen die Ukraine verlassen. Allein Polen registriert 1’412’503 Flüchtlinge (Stand: Mittwoch 12.00 Uhr)

(Wird laufend aktualisiert)

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