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Made in China

Anno Domini 2013

25. Dezember 2012 , Peking
Peter Achten
In China, einem Land, wo es (noch) keine Milch und keinen Honig im Überfluss gibt, sind die Menschen glücklich. Das jedenfalls besagen repräsentative Umfragen, parteiamtlich vielleicht leicht geschönt.

Auch in einem Land wie der Schweiz, wo tatsächlich Milch und Honig fliessen, sind die Menschen, repräsentativ von Glücksforschern befragt, glücklich. Doch zwischen Ost und West gibt einen grossen Unterschied.

Im Reich der Mitte gibt es zwar viel Unzufriedenheit, die sich teils gar in gewalttätigen Unruhen äussert. Aufs ganze gesehen freilich sind die Chinesinnen und Chinesen (noch) zufrieden. Mit sich, der Welt und vermutlich mit der allmächtigen Kommunistischen Partei. Mit Hoffnung und Zuversicht richtet sich der Blick in die Gegenwart und in die Zukunft. Kurz, das Grundgefühl ist positiv. Das überträgt sich auch für den Fremden klar ersichtlich in den Alltag.

"Abweisende Selbstgerechtigkeit"

Im Land dagegen, wo Milch und Honig fliessen, keine Spur von Zuversicht, Zukunfts- oder gar Gegenwarts-Hoffnung. Das fängt schon bei der Politik an, ganz oben im Bundesrat und setzt sich fort im Parlament, der Bundesverwaltung, den Kantonen.

Von aussen und weiter Distanz gesehen geben die sieben Damen und Herren im Bundesrat den Ton an. Sie ersetzen dringend nötiges Selbstbewusstsein mit abweisender Selbstgerechtigkeit. Kein Wunder deshalb, dass landauf, landab Schweizerinnen und Schweizer jammern und klagen, dass es seine Art hat. Die wirklichen oder vermeintlichen Ängste und Bedenken (Zuwanderung, Arbeitsplätze, Wirtschaftskrise, Armut, working Poors etc.) der Bevölkerung werden, das kommt dazu, medial aufgeblasen und ins Absurde verstärkt.

Klagen auf hohem Niveau

Mit Verlaub, ist sich denn im Land, wo Milch und Honig fliessen, niemand bewusst, auf welchem hohen Niveau geklagt wird? Ein Blick ins Ausland, zum Beispiel in das von unseren Medien derart hochgepriesene Wirtschaftswunderland China, wäre hilfreich.

Der Vergleich zeigt alsogleich, dass wir die De-Luxe-Probleme unserer Wohlstandsgesellschaft bewirtschaften und hätscheln. Natürlich gibt es Probleme, doch das Gejammer bindet unnötig viel Energie. Verglichen mit China oder gar dem Europäischen Ausland befindet sich die Schweiz doch in einer relativ komfortablen Lage und könnte gelassen und mit Augenmass die anstehenden Probleme lösen.

Aussortierte Chefökonomen

Oder täuscht der Blick aus der ausländischen Distanz? Wir wissen, alles ist (auch) eine Frage der Perspektive. Dennoch, ein ungetrübter Blick auf die Wirklichkeit zeigt bald, dass viel Raum nach oben, also für Optimismus, offen ist. Man sollte sich nicht allzu sehr vom dunklen, wissenschaftlich verbrämten, quartalsmässig geäusserten Voodoo-Geraune assortierter Chefökonomen von Banken und Bundesbern verwirren lassen.

Das ist vornehmes Jammern auf höchstem Niveau. Politiker wiederum wollen keinen Trend verpassen und liegen, wählerwirksam glauben sie, stets im richtigen Wind.

Schweizer Aussenpolitik - eine Lachnummer

Während die Schweizer Wirtschaft im Ausland einen guten Ruf hat und ob ihrer Qualität und Zuverlässigkeit bewundert wird, verkommt die Schweizer Aussenpolitik langsam aber sicher zur Lachnummer. Rückgrat und eine klar definierte Haltung zum Beispiel gegenüber den USA, Europa, zumal Deutschland wäre gefragt, aber offensichtlich nicht vorhanden. Wie gesagt, Selbstgerechtigkeit anstelle von Selbstbewusstsein.

Für Anno Domini 2013 ist deshalb dringend mehr – wohl begründeter – Optimismus gefragt. Daran sollte es nicht mangeln. Schliesslich leben Schweizerinnen und Schweizer in einem Lande, wo buchstäblich und im übertragenen Sinne Milch und Honig fliessen. Erst dann, mit Optimismus und Hoffnung, sind wir vielleicht so glücklich, wie es die Chinesen auch ohne Milch und Honig schon heute sind.

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