
«Immerhin haben sich die beiden Delegationen nicht angeschrien», sagte ein türkischer Diplomat nach den Verhandlungen. Im Dolmabahçe-Palast in Istanbul hatten am Freitag erstmals seit drei Jahren direkte ukrainisch-russische Gespräche stattgefunden. Anzeichen für einen Durchbruch gibt es nicht. Einziges Ergebnis: Beide Seiten beschlossen einen Austausch von je tausend Kriegsgefangenen.
Laut ukrainischer Quelle forderte die russische Delegation, dass die Ukraine weite Teile der Ost- und der Südukraine Russland abgibt.
Die Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Grossbritanniens, Deutschlands und Polens, die sich zur Zeit in Albanien befinden, nannten die russische Position «inakzeptabel».
Eine mit den Verhandlungen vom Freitag vertraute Quelle hatte CNN zuvor mitgeteilt, dass das russische Team von Kiew den Rückzug aus Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson forderte, den vier Regionen, die Russland seit 2022 illegal zu annektieren versucht.
Als die Gespräche zu scheitern drohten, schlug der türkische Aussenminister Hakan Fidan, der die Verhandlung leitete, einen Gefangenenaustausch vor. Daraufhin holte sich die ukrainische Delegation das Plazet der ukrainischen Regierung ein. Vor allem Kinder, Frauen und andere Zivilisten sollen in ihre Heimat zurückkehren können.
Präsident Putin war es, der in der Nacht zum vergangenen Sonntag direkte ukrainisch-russische Gespräche in Istanbul vorgeschlagen hatte. Er liess jedoch offen, ob er selbst an den Bosporus reist. Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte daraufhin, er werde nach Istanbul fahren und auf Putin warten. Das tat er, doch Putin kam nicht. Westliche Beobachter werten dies als «kleinen Sieg» Selenskyjs. Er habe damit – im Gegensatz zu Putin – gezeigt, dass er den Frieden wolle. Nachdem der Kreml-Chef nicht gekommen war, reiste Selenskyj wieder ab. Donald Trump sagte daraufhin, es werde sich nichts bewegen, solange er sich nicht mit Putin treffe.