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Gorbatschow, Russlands gescheiterter Erneuerer, ist tot

Gorbatschow

Michail Gorbatschow ist am Dienstagabend 91-jährig in Moskau gestorben. Sein 2017 vorgestelltes letztes Buch trägt den Titel: «Ich bleibe Optimist». Der letzte Präsident der Sowjetunion war Ende 1991 zurückgetreten, nachdem immer mehr Sowjetrepubliken ihre Abspaltung vom kommunistischen Sowjetimperium erklärt hatten. Dass Gorbatschow die gegen seinen Willen erfolgte Auflösung der sowjetischen Supermacht weitgehend ohne Krieg und massenhaftes Blutvergiessen akzeptierte, gehört nicht zuletzt zu den Verdiensten dieser historischen Persönlichkeit. Sein späterer Nachfolger im Kreml, Wladimir Putin, sieht das freilich anders. Er nannte das Ende des Sowjetreiches die «grösste geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts».    

Gorbatschow wird aber auch als Repräsentant eines «andern Russland» in die Geschichtsbücher eingehen. Er wollte zwar das Sowjetreich und dessen kommunistische Gesellschaftsordnung nicht grundsätzlich auflösen. Aber er versuchte ernsthaft, das totalitäre System zu liberalisieren und die wirtschaftliche Kommandowirtschaft aufzulockern.

Und er wollte weg von der imperialistischen Expansionstradition seiner sowjetischen und zaristischen Vorgänger. Aussenpolitisch hat er entscheidend zum Ende des Kalten Krieges beigetragen. Er willigte schliesslich in Unabhängigkeit der osteuropäischen Staaten aus dem sowjetischen Machtsystem und in die Wiedervereinigung der beiden deutschen Nachkriegsstaaten ein – epochale Entwicklungen, die zuvor für kaum möglich gehalten wurden. Und er einigte sich nach langen Verhandlungen mit dem amerikanischen Präsidenten Reagan auf die vollständige Beseitigung atomarer Mittelstreckenraketen in Europa. 

Dass Gorbatschow trotz dem Scheitern seiner Erneuerungspläne und seiner am Ende sehr geringen Popularität in Russland nicht in Verbitterung verharrte, sondern weiterhin für Vernunft, Verständigung und humanitäre Projekte plädierte, macht ihn zu einer grossen menschlichen Persönlichkeit.

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