
Die Bombardierung iranischer Atomanlagen haben das iranische Atomprogramm nicht zerstört und möglicherweise nur um einige Monate zurückgeworfen. Dies berichten amerikanische Medien, unter anderen die New York Times und CNN. Sie beziehen sich auf amerikanische Geheimdienstkreise.
Präsident Donald Trump hat am Dienstag die Bombardierungen dreier iranischer Atomanlagen als «einen der erfolgreichsten militärischen Angriffe in der Geschichte» bezeichnet. Die nuklearen Anlagen in Iran seien «vollständig zerstört» worden, fügte er hinzu.
Auf seinem Truth-Social-Account widersprach Trump den Informationen der New York Times und CNN. Karoline Leavitt, die Pressesprecherin des Weissen Hauses, bestätigte die Existenz des von den Medien zitierten Geheimdienstberichts. Sie bezeichnete ihn aber als «schlichtweg falsch».
Trump wiederholt: «Totale Auslöschung»
Inzwischen wiederholt der amerikanische Präsident seine Behauptung, die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen hätten eine «totale Auslöschung» verursacht. Damit widersprach er Geheimdienstinformationen, die er als « schlüssig»und «vorläufig» bezeichnete. Trump hält sich derzeit in den Niederlanden am Nato-Gipfel auf.
«Sie sind gerade durch die Hölle gegangen»
Trump verglich am Mittwoch am Nato-Meetings in Den Haag seinen Angriffe auf Iran mit dem Einsatz von Atombomben in Japan. Beide Angriffe hätten stattgefunden, um Kriege erfolgreich zu beenden. «Ich möchte nicht das Beispiel von Hiroshima anführen. Ich will auch nicht das Beispiel Nagasaki anführen, aber das war im Grunde dasselbe, was den Krieg beendet hat», sagte Trump am Nato-Gipfel. «Das war das Ende des Krieges. Hätten wir das nicht beseitigt, würden sie jetzt noch kämpfen», fuhr er fort. Anspielend auf die früheren iranischen Bemühungen, Uran anzureichern, sagte der Präsident: «Ich glaube nicht, dass sie es wieder tun». «Sie sind gerade durch die Hölle gegangen. Ich glaube, sie haben die Nase voll. Das Letzte, was sie tun wollen, ist anreichern.» Er sagte, er warte auf einen Bericht Israels über die Schadensbeurteilung in Iran, der seine Behauptung der «totalen Auslöschung» bestätigen würde.
«Weniger als sechs Monate»
Gemäss diesem vorläufig noch geheim gehaltenen Bericht hätten die Angriffe die Eingänge der Atomanlagen in Fordo, Natans und Isfahan zerstört, schreiben die New York Times und CNN. Aber die unterirdischen Gebäude seien nicht zum Einsturz gebracht worden. Das iranische Atomprogramm würde deshalb «nur um wenige Monate verzögert», und zwar laut Angaben der «Defense Intelligence Agency», nur «um weniger als sechs Monate».
Gemäss Beobachtern könnte das ein Grund sein, weshalb die Iraner am Dienstag schnell in einen Waffenstillstand eingewilligt haben.
An einen geheimen Ort gebracht?
In dem Bericht heisst es, ein Grossteil der iranischen Bestände an angereichertem Uran sei vor den Angriffen «verlagert» und möglicherweise an einen geheimen Ort gebracht worden. «Nur ein kleiner Teil des Kernmaterials wurde zerstört.»
Während der Operation «Mitternachtshammer» hatten die USA am Wochenende versucht, mit 14 30’000 Pfund schweren «bunkerbrechenden» Bomben die Atomanreicherungsanlagen in Fordo und Natanz zu zerstören. Fordo gilt als das Herz des iranischen Atomprogramms. Die Anlage liegt 70 bis 80 Meter tief unter der Erde. B-2-Bomber warfen zwölf GBU-57 «Massive Ordnance Penetrator»-Bomben auf Fordo ab.
Schon kurz nach dem Abwurf dieser Bomben hatten amerikanische Regierungsbeamte vermutet, die Anlage in Fordo sei zwar «schwer beschädigt», aber «nicht zerstört worden».
Der Waffenstillstand hält
Der am Dienstag von Präsident Trump verkündete Waffenstillstand zwischen Iran und Israel hält. Iran erklärte, es würde nach dem «Zwölf-Tage-Krieg» keine weiteren Raketen abfeuern, sofern Israel dasselbe tue.
In Tel Aviv wurde am Mittwochmorgen der Ben Gurion-Flughafen wieder geöffnet. 12’000 Passagiere werden auf dem wichtigsten israelischen Flughafen erwartet.
Iran reklamiert Sieg für sich
In Teheran versammelten sich am Dienstag Zehntausende Iraner und Iranerinnen zu einer Siegeskundgebung. In einer Fernsehansprache lobte der iranische Präsident Masoud Pezeshkian seine Landsleute für ihr Durchhaltevermögen. Bei der Kundgebung ertönten laute anti-israelische und anti-amerikanische Buhrufe.
Gegenüber Vertretern der Vereinigen Arabischen Emirate erklärte Pezeshkian, Iran sei bereit, internationale Gespräche über das iranische Atomprogramm wieder aufzunehmen.