«Burger», in diversen Ländern ein gängiger sprachlicher Anglizismus, kann einen Hamburger oder Cheeseburger bezeichnen. Mit zwei Punkten über dem «u» verwandelt sich der Burger in der deutschen Sprache in einen Bürger, der – wie auch Bürgerinnen – ab und zu feiern kann. In Portugal war sich André Ventura, Gründer und Führer der rechtspopulistischen und rassistischen Partei Chega, dieses kleinen Unterschiedes offenbar nicht bewusst.
Er empörte sich im Kurznachrichtendienst X also darüber, dass das portugiesische Parlament es Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa gestattet habe, «auf Kosten unserer Steuern» zu einem «Hamburger-Festival» nach Deutschland zu reisen.
Peinlich, peinlich – nicht für den Präsidenten, sondern für Ventura. Anlass der Reise des Präsidenten war nämlich nicht etwa irgendein Hamburger-Festival. Vielmehr hatte der deutsche Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier, für den 12. und den 13. September zu einem «Bürgerfest» im Schloss Bellevue in Berlin geladen. Und da wollte Marcelo Rebelo de Sousa, dessen zweite Amtszeit in einem halben Jahr abläuft, nicht fehlen. Ob die Portugiesen die Reise normal fänden und ob sie sich nicht entrüsteten, fragte Ventura. Ob es beim Bürgerfest auch Burger gibt, ging aus portugiesischen Medienberichten nicht hervor. Anstatt sich, wie von Ventura erhofft, über die Reisepläne des Präsidenten zu empören, genossen viele Landsleute in den sozialen Netzwerken, schmunzelnd oder kopfschüttelnd, den verbalen Käse als seltene rechtspopulistische Delikatesse.
Vielen Leuten dürfte allerdings das Lachen vergangen sein, als Chega zum ersten Mal in den am Donnerstag bekannt gewordenen Ergebnissen einer Umfrage den ersten Platz belegte. In der Umfrage des Instituts Aximage kamen die Rechtspopulisten auf 26,8 Prozent der Stimmen. Sie lagen damit knapp vor der moderat rechten Aliança Democrática (AD), angeführt von Ministerpräsident Luis Montenegro, mit 25,9 Prozent, während sich die 2024 abgewählten Sozialisten mit 23,6 Prozent begnügen mussten. Es mag sein, dass dieses Ergebnis die Empörung über die Unzulänglichkeiten im Kampf gegen die jüngsten Waldbrände reflektiert. Unterdessen erscheint fraglich, ob es Montenegro wirklich gelingt, mit seiner härteren Gangart gegenüber Ausländern den Rechtsextremisten das Wasser abzugraben. Sie könnten an den Urnen das Original anstatt der Kopie bevorzugen.