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USA/Israel/Iran

«Operation Mitternachtshammer»

22. Juni 2025
Heiner Hug
B-2
Ein ameriknischer B-2-Bomber am Sonntag über der Whiteman Air Force Base (Keystone/AP/David Smith)

Präsident Trump sagte, drei iranische Nuklearanlagen seien in der Nacht zum Sonntag «vollständig und total ausgelöscht» worden. Hochrangige Pentagon-Beamte erklärten jedoch, es sei zu früh, um zu sagen, ob Iran noch über nukleare Fähigkeiten verfüge. Die Aufbereitungsanlage von Fordo, das Herz des iranischen Atomprogramms, ist offenbar nur teilweise beschädigt worden. 

Nach den Angriffen, die unter dem Codewort «Operation Mitternachtshammer» liefen und teils mit B-2-Bombern durchgeführt wurden, sagte Trump am Sonntagfrüh (MEZ), die USA hätten nicht die Absicht, in einen totalen Krieg zu ziehen. Vizepräsident JD Vance erklärte in einem Fernsehinterview am Sonntagmorgen: «Wir befinden uns nicht im Krieg mit Iran. Wir befinden uns im Krieg gegen das iranische Atomprogramm».

Iranische Beamte sind dabei, das Ausmass der Schäden an den Anlagen in Fordo, Natanz und Isfahan zu ermitteln. In einer Pressekonferenz am Sonntagmorgen sagte der Vorsitzende des Generalstabschefs, General Dan Caine, dass die erste Bewertung der Gefechtsschäden darauf hindeute, dass alle drei Anlagen «schwere Schäden und Zerstörungen» erlitten hätten. Doch eine endgültige Bewertung brauche Zeit. 

Ein hochrangiger US-Beamter bestätigte, dass der Angriff auf den Standort Fordo die stark befestigte Anlage «nicht zerstört», aber «schwer beschädigt» habe.

Fordo
Die Grossaufnahme des amerikanischen Satellitenunternehmens Maxar Technologies zeigt die Nuklearaufbereitungsanlage Fordo nach dem amerikanischen Angriff. (Keystone/EPA/Maxar Technologies)

Trumps Entscheidung, Iran anzugreifen, dürfte die Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung zur Beendigung der Kämpfe dämpfen, erklärt die New York Times. 

Im Nahen und Mittleren Osten sind 40’000 amerikanische Soldaten auf Stützpunkten und auf Kriegsschiffen stationiert. Sie sind jetzt in Erwartung iranischer Vergeltungsmassnahmen in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.

«Nicht irreversible» Schäden

Iranische Beamte spielen die Auswirkungen der Angriffe herunter. Ein Parlamentarier sagte, sie seien «oberflächlich» und hätten Fordo nicht ernsthaft beschädigt. Die iranische Führung hat davor gewarnt, dass der Angriff «ewige Konsequenzen» haben werde. Im weiteren verlangt Iran eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Eine offizielle Stellungnahme des Obersten Führers Ajatollah Ali Khamenei liegt noch nicht vor.

Iranische Beamte sprachen von «nicht irreversiblen» Schäden. Mehdi Mohammadi, ein hochrangiger Berater des iranischen Parlamentspräsidenten, erklärte, Fordo sei zuvor evakuiert worden. Laut der israelischen Zeitung Haaretz, haben die Iraner vor dem Angriff Einrichtungen in Fordo, inklusive radioaktives Material, in Sicherheit gebracht. Die Zeitung beruft sich auf zwei amerikanische Beamte.

«Verletzte, keine Strahlengefahr»

Bei dem Angriff auf Fordo wurden nach Angaben der regierungsnahen Nachrichtenagentur Tasnim «mehrere Personen» verletzt. Die Nachrichtenagentur zitierte Morteza Heidari, den stellvertretenden Gouverneur von Qom, der iranischen Provinz, in der Fordo liegt. Bislang gehe von der Anlage keine Strahlungsgefahr für die Anwohner aus, «auch nicht für diejenigen, die in einem Umkreis von 500 Metern leben», sagte der Gouverneur von Qom, Akbar Behnamjoo, gegenüber Tasnim.

Das Weisse Haus «voll verantwortlich»

Der iranische Aussenminister Abbas Araghtschi, der sich zu diplomatischen Gesprächen in der Türkei aufhält, erklärte, dass sich Iran «alle Möglichkeiten vorbehält, seine Souveränität, seine Interessen und sein Volk zu verteidigen». Das Weisse Haus werde für die Folgen seines Handelns «voll verantwortlich» sein.

Isfahan
Nach dem Angriff auf die Atomanlage in Isfahan (Satellitenbild © Maxar Technologies)

«Die Islamische Republik Iran verurteilt auf das Schärfste die brutale militärische Aggression der Vereinigten Staaten gegen die friedlichen Nuklearanlagen des Irans. Dies ist eine empörende, schwerwiegende und beispiellose Verletzung der Grundprinzipien der Charta der Vereinten Nationen und des Völkerrechts», sagte Abbas Araghtschi am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Istanbul.

Abbas Araghtschi
Abbas Araghtschi am Sonntg in Istanbul «Brutale militärische Aggression gegen friedliche Nuklearanlagen» (Keystone/EPA/Erdem Sahin)

«Die kriegstreiberische und gesetzlose Regierung in Washington trägt die alleinige und volle Verantwortung für die gefährlichen Folgen und weitreichenden Auswirkungen ihres aggressiven Aktes», so Araghtschi.

Er fügte hinzu, Iran werde sich weiterhin mit allen notwendigen Mitteln gegen die militärische Aggression der USA, aber auch gegen die rücksichtslosen und rechtswidrigen Aktionen des israelischen Regimes verteidigen.

Die USA im Krieg

Die New York Times kommentiert: «Damit hat sich das US-Militär direkt in den Krieg gegen Israel eingeschaltet. Befürchtungen werden geäussert, dass die Angriffe zu weiteren gefährlichen Eskalationen im gesamten Nahen Osten führen könnten.»

Mit Grossbuchstaben schrieb Trump auf @realDonaldTrump: NOW IS THE TIME FOR PEACE!
 

«We have completed our very successful attack on the three Nuclear sites in Iran, including Fordow, Natanz, and Esfahan. All planes are now outside of Iran air space. A full payload of BOMBS was dropped on the primary site, Fordow. All planes are safely on their way home. Congratulations to our great American Warriors. There is not another military in the World that could have done this. NOW IS THE TIME FOR PEACE! Thank you for your attention to this matter. –President Donald J. Trump»


Schliessung der Strasse von Hormuz?

Iranische Medien fordern, dass Iran – als Vergeltung für die amerikanischen Angriffe – die Strasse von Hormuz schliessen müsse. Das würde nicht nur die Ölpreise in die Höhe schnellen lassen, sondern könnte zu einem offenen Krieg zwischen den USA und Iran führen – mit ungewissem Ausgang. Die Strasse von Hormuz ist das wichtigste Nadelöhr für den Ölexport nach Asien, Westeuropa und in die USA. 


 

Israelischer Angriff auf Buschehr

Israel hat bestätigt, die im Südwestens Irans am Persischen Golf liegende Stadt Buschehr angegriffen zu haben. In der Stadt waren Explosionen zu hören. In Buschehr befindet sich das einzige funktionierende Atomkraftwerk Irans. Ob Israel das AKW angegriffen hat, ist unklar. Bei den israelischen Angriffen seien Raketenwerfer in Buschehr getroffen worden, erklärt die israelische Armee. Zum ersten Mal sei auch eine strategische Anlage in Yazd beschädigt worden. Von dieser seien über 60 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Die Wüstenstadt Yadz liegt 250 km östlich von Isfahan.

 

«Verachtenswert» und «empörend»

Esmail Baghaei, Sprecher des iranischen Aussenministeriums, sagte: «Niemand weiss, was als nächstes passieren wird, aber sicher ist, dass die Vereinigten Staaten und Israel die Verantwortung für die Folgen dieses Krieges tragen müssen.» Teheran habe das Recht auf Selbstverteidigung. «Und das werden wir mit Sicherheit tun.» Er warnte, dass die Angriffe Israels und der USA die Region in eine «beispiellos gefährliche» Lage brächten. Israels Verteidigungsminister Israel Katz, hatte gesagt, dass Irans Oberster Führer Ali Khamenei «nicht weiter existieren kann». Diese Aussage sei «verachtenswert» und «empörend». Und: «Einen souveränen Staatschef mit einem Terrorakt zu bedrohen, zeigt einfach das Wesen des israelischen Regimes», sagte er.

Rubio ruft zu direkten Verhandlungen auf

Der amerikanische Aussennminister Marco Rubio forderte nach den Militärschlägen direkte Verhandlungen zwischen den USA und Iran. Amerika sei «bereit, morgen mit ihnen (den Iranern) zu sprechen». Rubio betonte, dass Iran ein ziviles Atomprogramm haben könne, aber keine Urananreicherung. «Das iranische Regime sollte aufwachen und sagen: ‘OK, wenn wir wirklich Kernenergie in unserem Land wollen, dann gibt es einen Weg, das zu tun.‘ Dieses Angebot steht noch. Wir sind bereit, morgen mit ihnen zu sprechen und mit der Arbeit daran zu beginnen», sagte Rubio auf Fox News.

Rubio argumentierte, dass Iran in den Verhandlungen «zu spielen versuchte», so dass Trump «darauf reagieren musste». Iran habe, so Rubio, den US-Vorschlag abgelehnt, sei auf amerikanische Angebote «nicht eingegangen» und sei vor der Militäroperation «für 10 Tage verschwunden». Die Iraner würden nicht einmal direkt mit den USA sprechen. «Direkte Verhandlungen. Lassen Sie uns darüber reden, wie wir dieses Problem friedlich lösen können. Die Europäer haben sie (die Iraner) in diesem Punkt unter Druck gesetzt, und wir ermutigen sie (die Europäer), das auch weiterhin zu tun, und sind dankbar, dass sie das bisher getan haben.» Und, so Rubio, Iran habe eine «sehr einfache Entscheidung» zu treffen.

Trump führte auf falsche Fährte

Der amerikanische Präsident täuschte die Weltöffentlichkeit, als er am Donnerstag erklärt hatte, Iran habe «zwei Wochen Zeit», um an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Doch zu diesem Zeitpunkt sei der Entscheid zur «Operation Mitternachtshammer» bereits gefallen, erklären amerikanische Medien.

Iranische Angriffe

Der israelisch-iranische Konflikt geht in die zweite Woche, und beide Seiten liefern sich weiterhin einen Schlagabtausch. Nach den US-Schlägen feuerte Iran nach Angaben des israelischen Militärs eine neue Welle von Raketen auf das Land ab. Sie richten in Israel teils erhebliche Schäden an.

Tel Aviv
Nach einem iranischen Bombenngriff in Tel Aviv am Sonntagmorgen (Keystone/AP/Oded Balilty)

86 Menschen wurden nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums in der Nacht und am Sonntagmorgen mit Verletzungen in ein Spital eingeliefert, nachdem der Iran erneut Angriffe auf das Land verübt hatte.

Zwei Menschen wurden mittelschwer verletzt, 77 leicht verletzt. Vier litten unter Angstzuständen, während drei weitere noch untersucht werden, so das Ministerium in einer Mitteilung vom Sonntag.

Seit Beginn der iranischen Luftangriffe auf Israel wurden 2’835 Israelis in Krankenhäuser eingeliefert.

Das Viertel, das am Sonntag angegriffen wurde, liegt in der Nähe eines Einkaufszentrums und einer Schule.

Tel Aviv
Sonntag, 22. Juni, Tel Aviv (Keystone/AP/Oded Balilty)

Schweiz: «Unverzüglich zur Diplomatie zurückkehren»

Das schweizerische Aussendepartement hat alle beteiligten Parteien zu «maximaler Zurückhaltung» aufgerufen. Die Eskalation zwischen Israel und Iran seit dem 13. Juni, einschliesslich des neuesten Angriffs durch die USA, sei gefährlich, schrieb das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf X. Das EDA fordert alle Parteien dazu auf, Zivilisten und zivile Infrastrukturen zu schützen und unverzüglich zur Diplomatie zurückzukehren.

EU: «Keine Atomwaffen für Iran»

Die EU-Aussenbeauftragte (EU-Aussenministerin) Kaja Kallas fordert zu Mässigung und Verhandlungen auf. «Ich bitte alle Seiten dringend darum, einen Schritt zurückzutreten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und eine weitere Eskalation zu verhindern», erklärt Kallas auf X. Sie betont zugleich: «Iran darf nicht erlaubt werden, eine Atomwaffe zu entwickeln.» Die EU-Aussenminister würden am Montag über die Lage beraten, fügt Kallas hinzu.

Saudi-Arabien: Für eine politische Lösung

Die grösste Militärmacht im Nahen Osten drückt «grosse Besorgnis» über die US-Angriffe aus, so eine Erklärung des saudischen Aussenministeriums auf X. Das Königreich ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Bemühungen unter solch «hochsensiblen Umständen» zu verstärken, um eine politische Lösung zur Beendigung der Krise zu erreichen.

 

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