
Die kolumbianische Armee will das schwedische Kampfflugzeug «Gripen» kaufen. Doch Donald Trump sagt «Nein». Er verlangt, dass Kolumbien die amerikanische F-16V anschafft.
Die kolumbianische Armee will ihre in die Jahre gekommenen 17 israelischen IAI-Kfir-Kampfjets durch die schwedischen Gripen (sprich: Graipen) ersetzen. Der schwedische Flugzeugbau- und Rüstungskonzern Saab hatte Kolumbien die «Saab JAS-39 Gripen E» zu einem günstigen Preis angeboten. Beim Gripen handelt es sich um ein modernes Mehrzweck-Kampfflugzeug. Verkaufsgespräche zwischen Bogotà und Stockholm waren schon weit gediehen. Es ging um ein Geschäft von drei Milliarden Euro.
Doch nun sagt Trump Nein. «Kauft lieber den amerikanischen F-16V von Lockheed Martin», sagt er. Trump sitzt am längeren Hebel. Denn: Der «Super-Gripen» fliegt mit dem amerikanischen Triebwerk «F414-GE-39E» von General Electric. Und Trump weigert sich nun, die F414-Triebwerke für Kolumbien freizugeben. Man mag dies als isolierten Einzelfall bezeichnen, der möglich wurde, weil der Gripen mit amerikanischem Antrieb bestückt ist. Doch wahrscheinlich ist es kein Einzelfall, sondern deutet auf eine Strategie hin.
Kein Freund der «Gringos»
Ob nun Kolumbien wirklich statt des Gripen die amerikanische F-16V kauft, ist allerdings längst nicht sicher. Der linksgerichtete kolumbianische Präsident Gustavo Petro ist alles andere als ein Freund der «Gringos».
Und auch ein Freund des heutigen Israel ist Gustavo Petro nicht. Er kritisiert die Art der israelischen Kriegsführung im Gazastreifen und suspendierte die diplomatischen Beziehungen zu Israel. Deshalb kommt es für ihn nicht in Frage, Rüstungsgüter in Israel zu kaufen. Dies obwohl Kolumbien einmal enge Beziehungen zur israelischen Kriegsindustrie hatte. Viele der Waffen, die Kolumbien im Kampf gegen die Guerilleros einsetzt, stammten aus israelischer Produktion.
Alternativen
Zum amerikanischen F-16V und zu einer neuen Version des israelischen Kfir gäbe es Alternativen. Zum Beispiel der vom französischen Unternehmen «Dassault Aviation» hergestellte «Rafale». Der Rafale gehört zusammen mit dem Eurofighter und dem Gripen zum Kleeblatt der modernen europäischen Kampfflugzeuge. Bisher bauten die Franzosen fast 300 Rafale-Maschinen. Doch der französische Fighter hat einen grossen Nachteil: Er ist im Vergleich zum Gripen zu teuer.
Und der «Eurofighter Typhoon», an dem Grossbritannien, Deutschland, Italien und Spanien beteiligt sind? Er verbaut keinerlei amerikanische Technik und wäre von Trumps Boykotten verschont. Doch auch er ist im Vergleich zum Gripen teuer.
Und die Chinesen?
Und da gäbe es noch die chinesische Chengdu J-10C, von denen Ägypten nach unbestätigten Meldungen jetzt 48 Stück für vier Milliarden Dollar gekauft hat. Israel ist entsetzt.
Trump wäre wohl mehr als entsetzt, würde sich Kolumbien an China heranmachen. Der amerikanische Präsident ist wütend über die chinesische Präsenz am Panamakanal. Wie würde er wohl reagieren, wenn die kolumbianische Armee, die viertgrösste auf dem amerikanischen Doppelkontinent (nach den USA, Kanada und Brasilien), chinesische Fighter kaufen würde?
Ein wirtschaftlicher Schlag für Schweden
Bisher hat einzig Brasilien vor zehn Jahren 36 Gripen gekauft. Die Maschinen werden jetzt beim brasilianischen Flugzeugbauer «Embraer» in der brasilianischen Stadt Gavião im Bundesstaat São Paul hergestellt – in Lizenz mit Saab. Es ist das erste in Brasilien gebaute Kampfflugzeug. Saab hoffte, dass der Gripen von Brasilien aus in andere lateinamerikanische Länder exportiert werden kann. Da dies auf Kosten US-amerikanischer Maschinen ginge, versuchen die USA, andere südamerikanische Staaten vom Kauf des Gripen abzuhalten.
Für Schweden ist das Trumpsche «Nein» ein schwerer wirtschaftlicher Schlag. Die Befürchtung besteht jetzt, dass auch weitere eingefädelte Verkaufsverhandlungen obsolet werden. Auch Peru und Thailand hatten mit der Absicht gespielt, Gripen-Maschinen zu kaufen. Wird jetzt Trump auch da sein Veto einlegen?
Vielleicht ist die Affäre um den Gripen-Fighter nur ein Vorspiel. Vermutlich will sich Trump mit seiner «America First»-Politik künftig vermehrt in souveräne Staaten einmischen und ihnen befehlen, dass sie in den USA kaufen müssen. Da würde es nicht nur um Rüstungsgüter gehen, sondern unter anderem auch um Industrieprodukte, landwirtschaftliche Erzeugnisse und Konsumgüter. Die Botschaft lautet: «Kauft in den USA. Und wenn ihr es nicht tut, dann schlagen wir zurück, dann werdet ihr schon sehen, was geschieht.» Seine jetzige Zollpolitik ist vielleicht nur der Anfang. Die heutige Weltwirtschaft ist so stark mit den USA verflochten, dass Trump die Fäden in der Hand hat.
Am Schluss wird dann Kolumbien vielleicht den amerikanischen F-16V kaufen müssen. Dann hätte Trump erreicht, was er wollte. So funktioniert heute Machtpolitik.