Am 10. Oktober 1965, 6 Uhr 10, verlor Pharao Ramses sein Gesicht – wohl der spektakulärste Moment in der von l963 bis 1968 dauernden Bergung der Felsentempel von Abu Simbel am nubischen Nil. In einem Wettlauf mit der organisierten Sintflut hinter dem Hochdamm von Assuan wurden die Tempel in praktikable Happen zersägt und landeinwärts hochwassersicher wieder zusammengeklebt - ein technisches Bravourstück sondergleichen. Die UNESCO erklärte das Bergungsprojekt zu einer kulturellen Reifeprüfung der Völker: herausragende Kulturgüter gehören allen und sind daher auch allen zum Schutz befohlen.
Die Rettung Abu Simbels hatte zwar, was das internationale Sponsoring anging, ziemlich geharzt. Aber die hehre Überzeugung von einer globalen kulturellen Verantwortung wurde 1972 in der Welterbekonvention festgeschrieben. Die seither durch touristische Begehrlichkeiten zunehmend inflationierte Liste der Welterbestätten verzeichnet heute 936 Kultur- und Naturdenkmäler in 153 Ländern. Jahr der Aufnahme: 1965 (Copyright: Georg Gerster/Keystone)