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Sprach-Akrobatik

„O schaurig ist’s übers Moor zu gehn…“

3. März 2014
Heiner Hug
Vor 200 Jahren dichtete Annette von Droste-Hülshoff diese Zeilen in ihrem Turm in der Meersburg am Bodensee. Bis vor kurzem war der Ausdruck „schaurig“ in vieler Munde. Verblasst er jetzt?

Vor allem die Älteren sagen noch „schaurig gut“, „schaurig schön“. Oder auf Zürichdeutsch: „schuurig“: „schuurig schön“.

Die Jungen verwenden das Wort immer weniger – zumindest nicht als Verstärker von Adjektiven und Verben.

In der Jugendsprache heisst es: Urgeil, urkrass, göttlich geil, obergeil, super-geil, brutal geil, giga-geil, mega-geil, ultra-geil.

„Geil“ ist längst zur Steigerungsform von „gut“ geworden. Gut, geil, am geilsten.

Aus schaurig schön wird mega-schön. Eine schaurig gute Sache ist eine „fette Sache“. Oder eine „irre Sache“. Etwas, das gut ist, ist „ganz okay“. Ein guter Song ist „absolut kultig“.

Und wenn schon etwas gut ist, dann ist es „voll gut“. Nette Leute gibt es nicht, sie sind „ultra-nett“. Etwas „schaurig Gutes“ ist der „Ultra-Hammer“ oder „hammerhart“ oder „tierisch gut“ oder „höllisch gut“. Schon abgefaked hingegen ist „oberaffengeil“.

Doch „schaurig“ wird nicht verschwinden. Das Wort ist zu gut. Es hat etwas Erregendes, etwas Furcht Erregendes, etwas Geheimnisvolles, etwas Unheimliches, etwas Gespensterhaftes. Etwas, das den Schauer über den  Rücken treibte. Eben das, was der Knabe im Moor erlebte. 

O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche
…
O schaurig ist’s übers Moor zu gehen
Wenn das Röhrist knastert im Hauche..

Der Knabe versinkt fast im Morast, kämpft um sein Leben. Dann die Erlösung. Er hat das Moor hinter sich.

Ja, im Geröhre war’s fürchterlich
O schaurig war’s in der Heide

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