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Euro/Franken

Krasser Fehlentscheid der Nationalbank

16. Januar 2015
Mark Schenker
Der Entscheid der Schweizer Nationalbank, die Verteidigung der Euro-Untergrenze aufzugeben, ist ein währungspolitischer Bock sondergleichen.

Seit Donnerstagmorgen hat sich der Frankenkurs um rund 15 Prozent verteuert, was für die schweizerische Konjunktur mittel- und längerftristig verheerende Auswirkungen haben dürfte. Vor allem Exportindustrie und Tourismus werden leiden, der Franken war ja schon beim Eurokurs von 1.20 überbewertet - und jetzt liegt er nahe der Frankenparität. Auch der Detailhandel in den grenznahen Gebieten ist stark betroffen. Konstanz bereitet sich beispielsweise am Wochenende auf einen Grossansturm von helvetischen Schnäppchenjägern vor.

Fachleute rechnen mit vielen zusätzlichen Arbeitslosen und einer deutlichen Wachstumsverringerung. Gleichzeitig haben die Turbulenzen an den Finanzmärkten zu massiven Wertverminderungen bei schweizerischen Aktien in der Grössenordnung von 100 Milliarden Franken geführt. Davon sind längst nicht nur Spekulanten und Superreiche tangiert. Via AHV und zweite Säule, die beide massiv in Aktien investiert haben,   erleidet fast jeder  Schweizer Verluste von Tausenden von Franken, die Altersversorgung wird weiter geschwächt.

Die Nationalbank begründet die Kursfreigabe, die notabene fast alle Experten überrascht und verblüfft hat, mit der veränderten Währungssituation - vor allem dem Dollaranstieg und der Euroschwäche, die sich durch die geplanten  Interventionen der Europäischen Zentralbank noch akzentuieren dürfte. Doch  diese Argumentation überzeugt nicht. Denn sowohl der Dollaranstieg als auch der Eurorückgang helfen der schweizerischen Wirtschaft, da diese gegenüber dem Ausland konkurrenzfähiger wird. Auch die Behauptung, dass man nicht unbegrenzt Devisen aufkaufen könne, sticht nicht. Erstens kann die Nationalbank unbegrenzt und kostenlos Franken schaffen und damit  Devisen erwerben, wie sie das in den letzten drei Jahren gemacht hat, und - zweitens - hat sie die Möglichkeit, durch Negativzinsen die Attraktivität des Frankens zu verringern. Die allfälligen Nachteile und Gefahren dieser Politik sind jedenfalls bei weitem weniger gravierend als die jetzige Situation, die bereits zu einer weltweiten Verunsicherung der Finanzmärkte geführt hat. Der übereilte Schritt der Nationalbank hat die Finanzmärkte völlig unnötig destabilisiert - und das wenige Tage vor den kritischen Wahlen in Griechenland. 

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