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Kommentar21

Gefangen im Dickicht

6. Juli 2015
Christoph Kuhn
Der Gordische Knoten ist nicht durchtrennt.

Es schien so etwas wie eine Erlösung zu sein, als das griechische Trauerspiel schliesslich auf eine Volksbefragung kondensiert und simplifiziert wurde. Was haben uns informationsbedürftigen Zeitgenossen die Informierten nicht zugesetzt in den letzten Wochen! Was haben sie uns nicht vorspekuliert, behauptet, bewiesen, beschworen. Sie – das sind Ökonomen und Politiker jeglicher Couleur, Stammtischhäuptlinge und Astrologen, Experten aller Art, Betroffene, Journalisten. Jeder und jede wussten, was zu tun und was unbedingt zu unterlassen war – und jedem Spruch folgte sogleich der Widerspruch. Ein verbales Gestrüpp, ein Wort-Dickicht entstand, aus dem es kein Entkommen gab. Rechte und linke Populisten redeten in immer gröberen und einfältigeren Sätzen die Apokalypse herbei, Argumente jagten sich im Kreis herum. Statt Aufklärung gab es viel Verwirrung – die Vernunft ging öfter baden (was ja vielleicht den hohen Temperaturen geschuldet war).

Das Trauerspiel wurde auf ein ja oder nein reduziert und hat gestern Sonntag eine Bestimmung erfahren. Wirklich? Hat es? Oder hat es eben nicht? Sind wir erlöst? Natürlich nicht. Der Ausgang der Abstimmung hat Konsequenzen, erhoffte und gefürchtete. Die Informierer mutieren ab sofort zu Interpreten. Das Resultat der Befragung und die Umstände seines Zustandekommens sind Gegenstand leidenschaftlicher Auseinandersetzungen. Jedem Spruch folgt der Widerspruch. Wir landen sofort wieder im Dickicht, dem wir nur sehr vorübergehend, nur scheinbar entronnen sind.  

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