Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Auch das noch

Die Herren der Thermostate

24. Juli 2015
Ignaz Staub
Ignaz Staub
Männer stellen Klimaanlagen ein. Frauen indes frieren.

Wer während des Hochsommers in einem Büro in Washington DC arbeitet, zieht sich besser warm an. Je heisser es draussen wird, desto eher neigen amerikanische Klimaanlagen dazu, eisig aus den Ritzen zu blasen und unzeitgemäss zu unterkühlen. Meist lässt sich im Büro die Stärke der Air Conditioning nicht individuell einstellen, denn die wird von der männlichen Hautechnik fürsorglich fürs ganze Gebäude festgelegt.

Vorbild der Techniker scheinen arktische Verhältnisse zu sein – minus Eisbären, Eisberge und Permafrost. Selbst die staatstragende „Washington Post“ fühlt sich zur Abwechslung bemüssigt, für einmal die Rolle Donald Trumps im Präsidentschaftswahlkampf oder die Folgen des Atomabkommens der USA mit dem Iran ausser Acht zu lassen und sich des Themas Klimaanlagen anzunehmen – in Form einer, wie das Blatt einräumt, unwissenschaftlichen Strassenumfrage. Deren Fazit: Frauen frieren elendiglich in ihren unterkühlten Büros, während Männer zumindest vorgeben, sich von tieferen Temperaturen nicht beeindrucken zu lassen.

"Sexistische Verschwörung"

Offensichtlich gebe es, folgert eine Kolumnistin der „Post“, einen Geschlechtergraben in Sachen Thermostat. Auf der einen Seite die Frauen, die sich der schwülen Jahreszeit entsprechend leicht kleiden würden. Auf der andern Seite die Männer in ihren Anzügen, die sich im Büro dem feuchtheissen Klima draussen nicht anpassen wollten: „Das schleckt, Freunde, keine Geis weg. Klimaanlagen sind eine weitere grosse sexistische Verschwörung.“

Wie immer in solchen Fällen unterlässt es die Zeitung nicht, ihre These wissenschaftlich zu untermauern, und zwar in Person von Professor Alan Hedge vom Labor für menschliche Faktoren und Ergonomie an der Cornell University in Ithaca (New York). Dem Forscher zufolge machen unterkühlte Mitarbeiter in Büros mehr Fehler und arbeiten weniger produktiv.

Die einmonatige Studio eines Versicherungsbüros zeigte, dass die Zahl der Tippfehler um 44 Prozent sank und die Produktivität um 150 Prozent stieg, wenn die Raumtemperatur um fünf Grad angehoben wurde. Derweil  liessen sich dem US-Energieministerium zufolge die Heizkosten um 11 Prozent senken, falls der Thermostat statt auf 22 auf 25 Grad eingestellt wird. All diese schönen wissenschaftlichen Erkenntnisse sind ganz im Sinne Friedrich Nietzsches: „ Wer seine Gedanken nicht aufs Eis zu legen versteht, soll sich nicht in die Hitze  des Streits begeben.“

Letzte Artikel

Der Papst und der Patriarch von Istanbul in Nizäa – Nur der Kaiser fehlte

Erwin Koller 4. Dezember 2025

EU berechenbarer als USA

Martin Gollmer 4. Dezember 2025

Dröhnendes Schweigen um Venezuela

Erich Gysling 1. Dezember 2025

Spiegel der Gesellschaft im Wandel

Werner Seitz 1. Dezember 2025

Bücher zu Weihnachten

1. Dezember 2025

Nichts Dringlicheres als die Rente?

Stephan Wehowsky 1. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.