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Sprach-Akrobatik

Der Duden als Sprach-Panscher?

4. Oktober 2013
Reinhard Meier
Reinhard Meier
Der „lächerliche Angeber-Anglizismus ‚Soccer'"

Vielleicht haben Sie es noch nicht gehört oder gelesen:  Der Verein deutscher Sprache (VDS) hat  den Duden – das Standardwerk der deutschen Rechtschreibung –  Anfang September zum „Sprachpanscher des Jahres“ erklärt. Begründet wird das unter anderem damit, dass der Duden inzwischen als Ersatz für den das Wort Fussball  den „lächerlichen Angeber-Anglizismus ‚Soccer‘ vorschlage.  Weiter wird moniert, dass im Duden-Wörterbuch  zwar der angelsächsische Begriff ‚Stalker‘ vorkomme, dessen deutsche Übersetzung ‚Nachsteller‘ aber ignoriert werde.

Weitere  Duden-Sünden gemäss VDS:   Als Alternative zu ‚Laptop‘ werde nicht der deutsche Begriff ‚Klapprechner‘ (der bei Google ziemliche viele Treffer erzielen soll) vorgeschlagen.  Immerhin ist dazu anzumerken, dass in Deutschland als Ersatz für ‚Computer‘ der Ausdruck ‚Rechner‘ sehr weit verbreitet ist. Auch das Wort ‚Netzhandel‘ als sprachliche Alternative zu E-Business werde von der Duden-Redaktion nicht berücksichtigt.  Der Negativ-Preis „Sprachpanscher des Jahres“ wird  seit 1998 verliehen.

Es kann nicht schaden, wenn generell das Bewusstsein über eine oft allzu unkritische, denkfaule Übernahme angelsächsischer Wörter und Slang-Kreationen geschärft wird.  Doch gerade im deutschen Sprachbereich sollte man auch wissen, dass während der Nazi-Zeit der Wahn verordnet wurde,  ein Deutsch ohne Fremdwörter zu praktizieren.  So kam es dann zu so grotesk- berüchtigten Wortungetümen wie Gesichtserker für Nase, Schlauchapfel für Banane oder Braunsüss für Schokolade.

Wer sich für einen lebendigen und gepflegten Sprachgebrauch einsetzt, muss sich deshalb gleichzeitig vor zweierlei Übertreibungen hüten:  Erstens vor einem inflationären und gedankenlosen Gebrauch von Fremdwörtern und zweitens vor einer engstirnigen, national-ideologisch inspirierten Verteufelung von Fremd- und Leihwörtern.  Goldene Mittelwege zwischen diesen beiden Extremen findet man nicht mittels  starrer Regeln, sondern am ehesten durch ein waches, durch Kritik und Selbstkritik geschärftes Sprachgefühl.  Und dieses wiederum ist unter uns Erdenbürgern höchst unterschiedlich ausgebildet.

R. M.

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