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Sprach-Akrobatik

„Buebetrickli“ – populär aber unklar

15. Januar 2016
Reinhard Meier
Reinhard Meier
Als Metapher erfreut sich das „Buebetrickli“ breiter Beliebtheit. Auch wenn viele Anwender kaum wissen, was das konkret bedeutet.

Wer der Meinung ist, der Begriff „Buebetrickli“ gehöre der sprachlich zur Sphäre des helvetischen Pausenplatzes oder des Jugendfussballs an, befindet sich im Irrtum.  Der Ausdruck wird auch in hiesigen Printmedien häufiger verwendet – von der seriösen NZZ bis zum boulevardesken „Blick“.

 „‘Buebetrickli‘ des Bundesrates“, titelte die NZZ unlängst in einem Kommentar zur Absicht der Regierung,  über eine spezifische „Schutzklausel“  bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative zu einem Kompromiss mit der EU zu gelangen. Der „Blick“ wiederum bezeichnete im zurückliegenden Wahlkampf um die Erneuerung des nationalen Parlaments ein mediales Manöver der FDP gegenüber der SPD ebenfalls als „Buebetrickli“.

Was aber ein „Buebetrickli“ konkret sein soll, ist aus diesen Artikeln ebenso wenig herauszufinden wie aus andern Berichten, die auf politischer Ebene mit diesem Begriff operieren.  Da muss man sich schon bei „Wikipedia“ schlau machen. Man erfährt:  „Buebetrickli“ ist ein Begriff aus dem Eishockey.  Der puckführende Spieler fährt mit hohem Tempo von einer Seite hinter das gegnerische Tor und versucht mit einer schnellen Drehbewegung den Puck auf der andern Seite ins Tor zu schlenzen.

Dieses schweizerdeutsche „Buebetrickli“  soll im hochdeutschen Sprachbereich als „Bauerntrick“ bezeichnet werden – was nicht so ohne weiteres einleuchtet, denn Eishockey ist ja nicht primär als ländliche und unter Bauern verbreitete Sportart bekannt.  Im Englischen soll der Trick als „Wrap around“ bekannt sein.

Wie auch immer – offenkundig erfreut sich das „Buebetrickli“ im schweizerdeutschen Mediendeutsch zunehmender Beliebtheit, und zwar weit über den eishockeysportlichen Bereich hinaus. Dennoch ist kaum zu erwarten, dass dem „Buebetrickli“ eine ähnlich expansive Karriere über die Grenzen des eidgenössischen Sprachraums hinweg blühen könnte wie etwa dem Helvetismus „Kantönligeist“, der mitunter auch in Deutschland  zitiert wird. Oder gar dem  braven „Müsli“, dem der Sprung in die Liga des globalen Wortschatzes  gelungen ist.

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