Überraschend hat Putin mitgeteilt, dass Russland beginne, seine Truppen aus Syrien abzuziehen. Die ersten Flugzeuge sollen die russische Basis von Hmeimin bei Latakia bereits verlassen haben. Putin sagte auch, die russischen Basen, sowohl die maritime wie auch die Luftwaffenbasis, würden "normal weiterarbeiten".
Permanente russische Luftwaffenbasis in Tartus?
Die südlich von Latakia gelegene Marinebasis der Russen bei Tartus besteht schon lange. Sie begann "normal" zu funktionieren zu Zeiten der Sowjetunion und von Hafez al-Asad, dem Vater des heutigen Präsidenten, der im Jahre 2000 starb. Doch die Luftwaffenbasis am gleichen Ort wurde im September des vergangenen Jahres neu errichtet. Wenn sie nun, wie die Marinebasis, "normal" weiter funktionieren soll, könnte das bedeuten, dass sie ebenso permanent werden soll, wie es die Marinebasis seit langem ist.
Das hiesse, eine erweiterte Grundlage wurde geschaffen, die Russland dazu dienen kann, jederzeit rasch in Syrien einzugreifen, wenn es notwendig werden sollte. Dies, so ist zu vermuten, wäre der permanente materielle Gewinn, den Putin aus der Syrien-Aktion zieht. Natürlich neben dem politischen Gewinn, der daraus besteht, dass er seinem Verbündeten, Asad, entschlossen zu Hilfe kam, trotz dem - zögerlicheren - Engagement der Amerikaner auf der Gegenseite, und dass es ihm wirklich gelang, Asad vor dem Untergang zu retten.
Mögliches Warnsignal an Asad
Dass Putin nun gewillt scheint, sein militärisches Engagement zu reduzieren, gibt ein klares Signal für Asad. Es besagt: Asad kann nicht mit russischer Hilfe einen totalen Sieg in Syrien anstreben. Er sollte nun verhandeln und zusehen, wie weit er durch Verhandlungen vorankommt.
Es gibt Berichte aus Libanon, nach denen auch Hizbullah im Begriff sei, Truppen aus Syrien abzuziehen. Ob alle Truppen, ist freilich nicht klar. Spekulationen gehen auch um, dass die Iraner etwas Ähnliches vorhätten. Doch dies ist noch sehr ungewiss. Wenn alle drei wirklich ihre Truppen gleichzeitig abziehen oder reduzieren, stärkt dies die Spekulationen, dass eine ausführlichere, noch geheime, Absprache mit den USA vorliegen könnte.
Ohne die Zusage einer amerikanischen Gegenleistung wäre eine solche koordinierte Aktion aller drei Hauptstützen Asads schwer vorstellbar. Doch Genaueres bleibt abzuwarten.
Vorrang für die Genfer Verhandlungen
Die beiden Aussenmächte, USA und Russland,
gedenken offensichtlich, nun den Verhandlungen in Genf Vorrang zu verschaffen - und diese, wo es notwendig werden sollte, aus dem Hintergrund zu steuern. Natürlich müsste diese Steuerung auch in Bezug auf Saudi-Arabien wirken, falls von dort Versuche ausgehen sollten, den Krieg in Syrien bis zu einem Endsieg der Feinde Asads zu führen.
Diese Steuerung wäre Aufgabe der Amerikaner. Lenkinstrument dazu wären Waffenlieferungen an Saudi- Arabien, und Erlaubnisse zum Einsatz hochtechnologischer amerikanischer Waffen in Syrien.
Mehr Druck Washingtons auf die Saudis?
Solche Steuerungsversuche durch Washington hat es bereits gegeben. Als die syrische Regierungsarmee in den vergangenen Monaten mit russischer Hilfe die Initiative ergreifen konnte, erlaubten die Amerikaner den Saudis, ihren syrischen Freunden und Klienten Tow- Raketen amerikanischer Herstellung zu liefern. Die Tows, gegen syrische Tanks eingesetzt, bewirkten, dass die Abwehr der Rebellen gegen die Vorstösse der Asad- Truppen deutlich versteift wurde.
Doch die Amerikaner billigten nicht, dass die Saudis "Manpads" (Schultergetragene Luftabwehrraketen) in grösseren Mengen an ihre syrischen Freunde abgaben. Dies hätte die Gefahr heraufbeschworen, dass amerikanische Waffen in Syrien russische Flugzeuge hätten abschiessen können. Soweit wollte Obama nicht gehen.