Ungarn, Oktober 1956: Russische Panzer in den Strassen von Budapest | Tschechoslowakei, August 1968: Russische Panzer in Prag. | Ukraine, Ende Februar 2022: Russische Panzer vor Kiew. Das Bild stammt vom 30. Oktober 1956 und zeigt eine Strassenkreuzung im Zentrum der ungarischen Hauptstadt. (Foto: Keystone/Str)
In Ungarn fand vom 23. Oktober bis zum 4. November 1956 ein Volksaufstand statt, der sich gegen das kommunistische Regime wandte. Bei Massendemonstrationen, die von Studenten initiiert wurden und an denen Hunderttausende teilnahmen, wurde verlangt, dass sich das Land von der totalen Anhängigkeit von der Sowjetunion lösen soll. Gefordert wurden freie Wahlen, eine freie Presse, echter Parlamentarismus mit einem Mehrparteien-System und nationale Unabhängigkeit. Es folgte ein landesweiter Generalstreik. Erstmals wurden unabhängige Zeitungen publiziert. Am 30. Oktober verkündete Imre Nagy, ein reformorientierer Kommunist, das Ende des Einparteiensystems und bildete eine Mehrparteienregierung.
Die Sowjetunion wartete zunächst zu. Am 1. November verkündete Imre Nagy die Neutralität Ungarns und trat aus dem Warschauer Pakt aus. Das war für Moskau zu viel. Anfang November überfiel die Sowjetarmee das Land und schlug den Aufstand nieder.
180’000 Ungarinnen und Ungarn flüchteten. In der Schweiz entstand eine riesige Solidaritätswelle mit den Geflüchteten. Der Bundesrat beschloss, ein Kontingent von 10’000 ungarischen Flüchtlingen aufzunehmen.
Ausser der Invasion russischer (sowjetischer) Truppen können Ungarn und die Tschechoslowakei nicht mit der Ukraine verglichen werden. In Ungarn und der Tschechoslowakei fanden Aufstände gegen die kommunistischen, Moskau-treuen Regierungen statt, die niedergeschlagen wurden. In der Ukraine hingegen gehen die Russen gegen einen souveränen, demokratischen und in seinen Grenzen völkerrechtlich anerkannten Staat vor.
(Journal21)