Mit ihm begann alles. Das Bild zeigt Generalissimo Chiang Kai-shek im Jahr 1937. Nach seiner Niederlage gegen die Kommunisten von Mao Zedong etablierte Chiang auf der Insel Taiwan (Formosa), «sein» China und nannte es «Republik China». Inzwischen droht der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping Taiwan unverhohlen mit einer Invasion. Soll sich Taiwan mehr China zu- oder mehr abwenden? Diese Frage steht im Zentrum der jetzigen Wahlen auf Taiwan.
«Die Wiedervereinigung wird unweigerlich geschehen», hatte Xi vor den Wahlen gedroht.
Die Insel Taiwan stand von 1683 bis 1895 unter chinesischer Herrschaft. Von 1895 bis 1945 wurde sie vom japanischen Kaiserreich dominiert. 1945, nach dem Sieg von Mao Zedongs Kommunisten und der Ausrufung der «Volksrepublik China», wollten sich Chiang Kai-shek und ein Teil der chinesischen Elite und des chinesischen Militärs nicht den Kommunisten unterwerfen. Sie gründeten auf der vorgelagerten Insel Taiwan (Formosa) die «Republik China». Chiang regierte mit der von ihm geführten Staatspartei «Kuomintang» diktatorisch.
Chiangs Frau May-ling Soong soll grossen Einfluss auf ihren Mann gehabt haben. Sie reiste viel und wurde von illustrierten Magazinen umworben. Das Foto zeigt sie im Jahr 1943 in Los Angeles. Begleitet war das Bild mit dem Text: «Für diesen Anlass wählte Madame Chiang ein wunderschönes blaugraues Kleid mit einem dunkelblauen und fuchsiafarbenen Schmetterlingsprint. Sie schien bei besserer Gesundheit zu sein als bei jedem früheren Auftritt in Los Angeles.» Sie starb 2003 im Alter von 105 Jahren.
Chiang Kai-shek starb am 5. April 1975. Bis zu seinem Tod erhob er Anspruch auf ganz China und wurde dabei von den USA unterstützt.
Ab den 1980er Jahren entwickelte sich Taiwan zu einer Musterdemokratie, die ein gigantisches Wirtschaftswachstum hinlegte. Die Hauptstadt Taipeh gehört heute zu den modernsten der Welt.
Der rechtliche Status von Taiwan ist umstritten. Wegen der von Peking proklamierten «Ein-China-Politik» (die Volksrepublik China toleriert kein «zweites» China) brachen mehr und mehr Staaten ihre diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab. Auch die Uno und schliesslich selbst die USA brachen mit Taipeh. Die völkerrechtliche Stellung der «Republik China» (Taiwan) ist umstritten.
Nur zwölf kleinere Staaten, unter anderem der Vatikan, Guatemala, Paraguay, Haiti, Belize und Tuvalu unterhalten noch diplomatische Beziehungen mit Taiwan.
Im historischen Lexikon der Schweiz heisst es: «Die Schweiz pflegt keine diplomatischen Beziehungen mit Taiwan, der antikommunistischen Republik China auf der Insel Formosa, da der Bundesrat 1950 die Volksrepublik China anerkannt hat. Taiwan unterhielt 1962 bis 1972 eine ständige Mission bei den internationalen Organisationen in Genf. Bei Abstimmungen über die Frage der Vertretung Chinas in internationalen Organisationen enthielt sich die Schweiz der Stimme, da sie wegen ihrer Neutralitätspolitik auf eine Einmischung in den Ost-West-Konflikt und auf eine Wahl zwischen Peking und Taipeh verzichtete.»