Die Arbeiten im Gotthard-Eisenbahntunnel waren gefährlich und ungesund. Vor 150 Jahren rebellierten italienische Mineure und legten die Arbeit nieder. Sie forderten einen Franken mehr Lohn pro Tag und bessere Arbeitsbedingungen. Die Urner Regierung schickte 22 Landjäger nach Göschenen, um den Aufstand niederzuschlagen. Die Arbeiter leisteten Widerstand, warfen Steine, und es kam zu gewalttägigen Auseinandersetzungen. Schüsse fielen. Vier Mineure starben, mehrere wurden verletzt.
Die Landjäger wirkten hilflos. Wer den ersten Schuss abgab, ist nicht klar. Ein Schiessbefehl wurde nicht gegeben. Nach der Schiesserei zerstreuten sich die Tunnelarbeiter.
Der mit der Untersuchung beauftragte Ständerat Oberst Hans Hold zeigte nachher Sympathien für die Arbeiter. In einem Bericht an den Bundesrat wies er auf die schwierigen Arbeits- und Wohnbedingungen der Italiener hin.
Wörtlich heisst es in dem Bericht: «Viele Arbeiter, die gemeinsam Menage machen, ernähren sich mit einem Aufwande von täglichen Cts. 60–80, was bei der consumirenden Tunnelarbeit, nach Angabe der Ärzte, durchaus unzulänglich ist und zu mehrfachen Krankheitserscheinungen Veranlassung gibt.»
Hold schildert, dass die italienischen Arbeiter in Göschenen und Airolo mehrheitlich in völlig überfüllten und elenden Behausungen wohnen, und beschreibt die Umstände, unter welchen die Arbeiter hier ihr Leben fristen. Betten und Verschläge würden an bis zu drei Arbeiter (3 Arbeitsschichten) gleichzeitig vermietet. Die Räume seien schlecht oder gar nicht gelüftet, die hygienischen Zustände katastrophal.