Noch immer wird über ihr Verschwinden spekuliert. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Nur ein Damenschuh und eine Likörflasche. Sie liebte Likör. Vor 125 Jahren wurde die amerikanische Pilotin Amelia Earhart geboren.
Mit 23 Jahren durfte sie zum ersten Mal in einem Flugzeug mitfliegen. Sofort stand ihr Entschluss fest: Ich will Pilotin werden! Sie begann verschiedene Gelegenheitsjobs anzunehmen, um die Lizenz finanzieren zu können. Ein Jahr später nahm sie ihre erste Flugstunde bei der Pilotin Neta Snook. Sechs Monate später kaufte sie sich mit gespartem und geliehenem Geld ihr erstes Flugzeug: eine «Kinner Airster», eine Zweisitzer-Maschine mit offenem Cockpit. Sie nannte sie «The Canary». Bald schon flog sie die Maschine auf eine Höhe von 4300 Meter und stellte damit einen Höhenweltrekord für Frauen auf.
Schnell wurde sie berühmt, vor allem bei jungen, emanzipierten Frauen. Sie erklärte, sie wolle die Frauen «aus dem Käfig ihres Geschlechts holen». Sie war überzeugte Pazifistin, gehörte in jungen Jahren zur aktiven politischen Linken und unterstützte die kämpferischen Gewerkschaften.
Am 20. Mai 1932 startete sie als erste Frau zu einem Alleinflug über den Atlantik – fünf Jahre nach Charles Lindbergh. In einer getunten Lockheed Vega 5B flog sie von Neufundland aus Richtung Paris. Wegen technischer Probleme und schlechten Wetters gelangte sie jedoch nicht bis zur französischen Hauptstadt, sondern musste im nordirischen (London)Derry landen. Präsident Herbert Hoover verlieh ihr die Goldmedaille der National Geographic Society.
Earhart spottete ein bisschen über die Journalisten, die ihren Flug in den Himmel lobten. Einiges sei doch etwas übertrieben dargestellt worden. Sie sei nicht mit «dem letzten Liter Treibstoff» gelandet. Tatsächlich habe sie noch über vierhundert Liter im Tank gehabt. Und sie habe bei der Landung auch keine Kuh getötet, wie geschrieben wurde – «es sei denn, eine Kuh sei aus Angst vor mir gestorben».
1935 überflog sie mit einer Lockheed 5C Vega Special als erster Mensch im Alleinflug den Pazifischen Ozean zwischen Honolulu und Oakland bei San Francisco. Es folgte ein Alleinflug von Mexico-City nach Newark.
Nun hatte sie Grosses vor: Als erster Mensch wollte sie den Äquator im Alleinflug umrunden. Am 21. Mai 1937 startete sie an Bord einer Lockheed Electra 10 in Miami. Dabei war ihr Navigator Fred Noonan.
Nachdem sie bereits drei Viertel der Strecke zurückgelegt hatte, hob sie am 2. Juli in Neuguinea ab. Vor ihr lag nun der Abschnitt über den Pazifik. Auf der Howald-Insel mitten im Pazifik wollte sie einen letzten Zwischenstopp einlegen.
Doch auf der Howald-Insel kam Earhart nie an. Eine der grössten Suchaktionen in der Geschichte der Luftfahrt begann – erfolglos. 400’000 km² Meer wurden abgesucht, die Kosten beliefen sich auf 4 Millionen Dollar. Am 5. Januar 1939 wurde sie für tot erklärt.
Spekulationen über ihr Verschwinden jagten sich. War auf ihrer Karte die Howland-Insel falsch eingezeichnet? War das schlechte Wetter mitschuldig? Gab es Probleme zwischen mit dem Funkpeilsystem?
Ist sie auf einem unbewohnten Atoll im Pazifik notgelandet; dort wurden Knochenreste, ein Damenschuh und eine Likörflasche der Marke Bénédictine gefunden. Earhart liebte diese Marke. Auch eine Puderdose und Knöpfe wurden gefunden. Allerdings konnte all dies nicht definitiv Earhart zugeordnet werden. Auch DNA-Vergleiche brachten nichts.
Es gab andere Spekulationen. Hat sie sich auf einer Südsee-Insel versteckt, zusammen mit ihrem Navigator? Wurde sie von japanischen Truppen gefangen genommen? Ist sie unter neuer Identität in den USA untergetaucht?
Ihr Verschwinden eignet sich vortrefflich für Verschwörungsgeschichten. Es gibt Dutzende Theorien und Spekulationen. Es gibt auch Dutzende Bücher und Filme zu Amelia Earhart. Die wahrscheinlichste Erklärung für ihr Verschwinden ist die: Sie ist irgendwo bei der Howland-Insel ins Meer gestürzt und liegt dort noch immer.