Vor fünfzig Jahren, vom 11. Juli bis zum 1. September 1972, fand in Reykjavík die bis heute denkwürdigste Weltmeisterschaft in der Geschichte des Schachs statt. Der Amerikaner Bobby Fischer forderte den damaligen russischen Weltmeister Boris Spasski heraus.
Am Ende hat Fischer es am 1. September 1972 inmitten des Kalten Krieges geschafft, die jahrzehntelange Sowjetherrschaft im Schach zu brechen und die mit Abstand höchste Siegesprämie zu erringen, die bis dahin bei einer Schachveranstaltung ausbezahlt wurde.
Weltweit wurde dieser Wettkampf verfolgt. Insgesamt wurden 21 des auf 24 Partien angesetzten Wettkampfs in der Ausstellungshalle Laugardalshöllin in der isländischen Hauptstadt Reykjavík absolviert. Die leidenschaftlichen Schachspieler interessierten sich für die Raffinesse der einzelnen Partien, wobei Bobby Fischer einmal ein nahezu unbegreiflicher Fehler unterlaufen sein soll. Oder war es geradezu halsbrecherische Chuzpe? Das breite Publikum aber beschäftigte sich mehr mit den Begleitumständen, die insbesondere mit dem Exzentriker Bobby Fischer zusammenhingen. So war es bis zuletzt unklar, ob Fischer überhaupt antreten würde. Schliesslich überredete ihn Henry Kissinger.
Während der Partie erweckten beide den Anschein grösster persönlicher Animosität. Tatsächlich aber hielten sie danach freundschaftlichen Kontakt. Allerdings geriet Bobby Fischer, der seit jeher zur Exzentrik neigte, mehr und mehr auf die schiefe Bahn und starb 2008 in einem Krankenhaus von Reykjavík. Einige führende Schachexperten bezeichnen ihn als den besten Spieler aller Zeiten. Spasski wiederum setzte seine Karriere fort, aber nach und nach kam ihm sein unbedingter Siegeswille abhanden. Er soll sich selbst «als faulen russischen Bären» bezeichnet haben.
Das Foto stammt vom 31. August 1972 und zeigt rechts Bobby Fischer, links Boris Spasski. (Foto: Keystone/AP Photo/J. Walter Green, File)
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