Am 27. Oktober vor 100 Jahren begann der «Marsch auf Rom», der Benito Mussolini und seine faschistischen Gesinnungsgenossen an die Macht brachte. Dieser «Marsch» war sorgfältig geplant, organisiert und landesweit angekündigt. Die Regierung in Rom aber gab sich völlig überrumpelt.
Auf zahlreichen Veranstaltungen in verschiedenen Städten und Regionen Italiens kündigte Mussolini während des Septembers und Oktobers 1922 den Marsch an und rief dazu auf, sich ihm anzuschliessen. Das Ziel bestand darin, in Rom die Regierungsmacht zu übernehmen. Insgesamt sollen, je nach Schätzungen, zwischen 40’000 und 70’000 Anhänger Mussolinis Rom zu Fuss oder – bequemer – in gekaperten Sonderzügen erreicht haben.
Dort brach Panik aus. Der Militärkommandant Roms, Emanuele Pugliese, drängte den amtierenden Ministerpräsidenten, Luigi Facta, den Notstand auszurufen. Der aber traute sich nicht. Die Lage wurde noch dadurch verschärft, dass König Vittorio Emanuele III. eine ausgesprochen schwache Figur war, die aus ihrer Ratlosigkeit nicht herausfand. Als er den Oberbefehlshaber des italienischen Heeres, Armando Diaz, fragte, ob er nicht gegen die Faschisten vorgehen könne, antwortete dieser: «Majestät, die Armee wird ihre Pflicht tun, aber es wäre besser, sie nicht auf die Probe zu stellen.»
Als sich abzeichnete, dass niemand mehr die Ernennung Mussolinis zum Regierungschef verhindern konnte, bestieg der «Duce» den Nachtzug von Mailand nach Rom und traf dort am Morgen des 30. Oktober ein. Nach seiner Ernennung zum Regierungschef liess Mussolini am 31. Oktober in Rom eine Parade seiner «Schwarzhemden» abhalten.
Das Bild zeigt Benito Mussolini, zweiter von links mit einer weissen Schärpe über dem schwarzen Hemd, in Rom. (Foto: Keystone/AP Photo)
Man darf gespannt sein, wie in diesem Jahr das Gedenken an diese Ereignisse vor genau 100 Jahren ausfallen.
(J21)