Es ist eine grausige Geschichte. Sie fand vor 50 Jahren statt. Ein Flugzeug mit 45 Menschen an Bord stürzt in den Anden auf 4‘000 Metern Höhe ab. Viele der Insassen sind sofort tot. Suchmannschaften finden das Wrack nicht. Er, Fernando Parrado, bleibt unverletzt. Um nicht zu verhungern, essen er und die andern Überlebenden das Fleisch ihrer toten Kollegen.
Es war der 13. Oktober 1972. Eine Turboprob-Maschine der uruguayischen Luftwaffe fliegt von Montevideo Richtung Santiago de Chile. An Bord befinden sich 45 Spieler einer uruguayischen Rugby-Mannschaft, die in Santiago ein Freundschaftsspiel bestreiten will.
In 4’000 Metern Höhe zerschellt die Fairchild an einem Berghang. Die Absturzstelle liegt in einem Gebiet, in dem noch nie eine Menschenseele aufgetaucht war. Überall ewiger Schnee, Eis, Temperaturen bis zu minus 40 Grad.
Die Hälfte der Insassen der Maschine kommt beim Absturz sofort ums Leben. Chilenische Suchflugzeuge brechen die Suche nach acht Tagen ab. Die Überlebenden erfahren via Transistor-Radio, dass sie nun dem Tod überlassen werden.
Jetzt ein neues Unglück: Ein Lawine begräbt das Flugzeugwrack und tötet mehrere Überlebende.
Menschenfleisch
Und nun beginnt das Drama. Die Überlebenden ernähren sich von einigen Biskuits und etwas Schokolade, die sie im Gepäck haben. Doch bald ist nichts mehr da. Einige essen Zahnpasta.
Im Schnee liegen die gut erhaltenen Leichen von zehn ihrer Freunde. Um nicht zu verhungern, entscheiden sie sich nach langem Hin und Her und schweren Gewissensbissen, die Toten zu sezieren und ihr Fleisch zu essen.
«Wunder der Anden»
Sechzig Tage lang harren sie so aus. Dann versucht Fernando Parrado mit zwei seiner Freunde das unmöglich Scheinende: Die Drei machen sich auf, um Hilfe zu holen. Doch das Trio weiss nicht, wo es sich befindet: In welche Himmelsrichtung soll man aufbrechen? Die Drei sind überzeugt, dass sie sterben werden. «Aber wenn wir sterben, sterben wir immerhin im Gehen», sagt einer.
Zehn Tage kämpfen sie sich durch Schnee und Eis. Dann sehen sie einen Gebirgsfluss. Auf der anderen Seite winkt ihnen ein Hirte zu. Die Medien sprechen später vom «Wunder der Anden».
Der Hirte holt Hilfe. Jetzt finden die Suchmannschaften das Wrack der Fairchild. 16 der 45 Flugzeuginsassen haben überlebt.