Vor 50 Jahren, am 22. August 1973, wurde Henry Kissinger als Nachfolger von William P. Rogers unter Richard Nixon amerikanischer Aussenminister. Bewunderung und scharfe, bisweilen bittere Kritik halten sich die Waage.
Zu Kissingers Pluspunkten zählt die Anbahnung von diplomatischen Beziehungen zu China. Seine geheimen Verhandlungen führten zur Reise von Präsident Nixon nach China im Jahr 1972. Sie führte zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und der Volksrepublik China.
Ein weitere Pluspunkt ist sein Beitrag zur Beendigung des Vietnamkrieges. Dafür erhielt er zusammen mit Le Duc Tho, einem führenden nordvietnamesischen Diplomaten, den Friedensnobelpreis. Allerdings lehnte Le Duc Tho die Entgegennahme ab, da er der Meinung war, dass die Friedensbedingungen noch nicht vollständig erfüllt waren. Henry Kissinger akzeptierte den Preis und wurde dadurch zu einer umstrittenen Figur, da seine Rolle in den Verhandlungen und seine politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg heftig umstritten waren. Einige Kritiker beschuldigten Kissinger, an Verbrechen wie dem Luftangriff auf Zivilisten im vietnamesischen Dorf My Lai und dem Bombardement von Laos beteiligt gewesen zu sein.
Positiv zu werten sind wiederum seine Beiträge im Zusammenhang mit den Strategic Arms Limitation Talks (SALT). Aber auch hier gibt es Kritik, denn Kissinger stand im Verdacht, eine übergrosse Vorliebe für geheime und undurchsichtige Diplomatie zu haben.
In diesem Zwielicht steht auch Kissingers Beitrag zur Förderung der Nahost Friedenverhandlungen: Er beteiligte sich an den Verhandlungen über den Jom-Kippur-Krieg und setzte sich für eine diplomatische Lösung ein, die zur Trennung der ägyptischen und israelischen Truppen führte.
Aber Kissinger war gewiss kein Menschenrechts-Aktivist und er hatte zu viel Verständnis für repressive Systeme, insbesondere in Mittel- und Südamerika.
Das Foto entstand ein knappes Jahr vor seiner Ernennung zum Aussenminister. Richard Nixon geniesst am 2. Dezember 1972 zusammen mit Kissinger die schöne Umgebung seines Domizils in Key Biscayne, Florida. Ihre Gespräche sollen sich auch bei dieser Gelegenheit um die nächsten Verhandlungsrunden mit Nordvietnam gedreht haben.
(J21)