Eine Million Russinnen und Russen verhungerten während der Leningrader Blockade. 28 Monate lang hatten deutsche Truppen mit Hilfe der spanischen «Blauen Division» und finnischen Einheiten Leningrad (heute: Sankt Petersburg) von der Aussenwelt abgeriegelt. Vor 80 Jahren zogen die letzten deutschen Truppen ab.
Die Blockade begann am 8. September 1941 und dauerte bis zum 27. Januar 1944. Insgesamt etwa 1,1 Millionen Menschen starben. 90 Prozent von ihnen verhungerten. Die Leningrader Blockade gilt laut Historikern als «das grausamste Kriegsverbrechen der Deutschen im Krieg gegen die Sowjetunion».
In Erwartung eines deutschen Angriffs hatten die Sowjets rund um die Stadt insgesamt 190 Kilometer lange Panzersperren aufgebaut. Stacheldrahtverhaue von einer Gesamtlänge von über 600 Kilometern wurden errichtet. Auf den Hügeln südlich von Leningrad wurden Flugabwehrkanonen aufgebaut. Im Ladogasee östlich der Stadt lagen Kreuzer in Stellung.
Am 4. September begannen die von Süden her vorstossenden deutschen Truppen mit der Beschiessung der Stadt. Vier Tage später unterbrachen die Deutschen die Landverbindung nach Leningrad.
Die Finnen, die im Winterkrieg gegen die Sowjetunion (November 1939 bis März 1940) einen grossen Teil Kareliens verloren hatten, drängten im «Fortsetzungskrieg» die Sowjets wieder in die Defensive und eroberten den Isthmus von Karelien zurück. Die Finnen belagerten anschliessend Leningrad von Norden her, beschossen die Stadt jedoch nicht, wie es die Deutschen verlangten.
Ab dem 8. September 1941 waren alle Verbindungswege in die Millionenstadt Leningrad abgeschnitten. Einzig über den Ladogasee wäre eine Versorgung möglich gewesen, doch es gab keine Zufahrtstrassen zum See – auch keine Anlegestelle für grössere Schiffe.
Die eingeschlossene Bevölkerung begann alles zu essen, was essbar war: Katzen, Hunde, Krähen, Möwen, Mäuse, Ratten. Sogar Fälle von Kannibalismus wurden gemeldet.
Nachdem sich die Lage der deutschen Truppen im Laufe des Jahres 1943 zu verschlechtern begonnen hatte, lockerte sich der Belagerungsring um Leningrad. Die Deutschen wurden gezwungen, Truppenverbände an andere Orte abzuziehen.
Daraufhin starteten die Sowjets im Januar 1944 eine Grossoffensive und brachen den Belagerungsring auf. Am 26. Januar 1944 zogen die letzten deutschen Soldaten ab.