Sie gilt als einer der ersten Weltstars, als «la divine», als «die Göttliche». Sie war exzentrisch, überspannt, oft launisch und hatte Dutzende Liebhaber. Sie liess sich in einem Sarg fotografieren und lebte mit exotischen Tieren zusammen. Englands Königin Victoria und der russische Zar Alexander III. gehörten zu ihren Bewunderern. Vor hundert Jahren starb sie.
Die Schauspielerin Sarah Bernhardt (Marie Henriette Rosine Bernhardt) wurde angebetet und umschwärmt. Sie trat in Russland, Italien, Griechenland, Ungarn, der Schweiz, Dänemark, Belgien, den Niederlanden und zweimal in den USA auf. Nur Deutschland mied die Französin aus patriotischen Gründen. Schnell wurde sie zur berühmtesten Darstellerin ihrer Zeit.
Sie war die Tochter einer holländischen, jüdischen Edelprostituierten und eines Anwalts. Ein Liebhaber ihrer Mutter, ein Halbbruder von Napoleon III., verhalf ihr zu einer Schauspielausbildung. Doch ein Streit mit einer Kollegin führte dazu, dass sie nur unbedeutende Rollen bekam. Mit einem belgischen Fürsten zeugte sie einen Knaben, doch der Fürst durfte sie aus Standesgründen nicht heiraten, obwohl er wollte.
1868 feierte sie am Théâtre de l’Odéon in Paris einen ersten grossen Erfolg.
1882 heiratete sie den Griechen Jacques Damala, der glaubte, ein grosser Schauspieler zu sein. Sie richtete eigens für ihn ein Theater ein, das bald bankrott ging – auch deshalb, weil Damala rauschgiftsüchtig und ein Spieler war und alles Geld für Drogen verprasste. Damala starb mit 34 Jahren.
Nachdem sie die Schulden abbezahlt hatte, leitete sie in Paris ein eigenes Theater, das Théâtre Sarah-Bernhardt, in dem sie auch auftrat und von der Presse und dem Publikum umjubelt wurde.
Ihre wichtigste Rolle war jene der «Kameliendame», ein Stück von Alexandre Dumas dem Jüngeren.
Der Maler Alfons Maria Mucha porträtierte sie auf mehreren Plakaten im Stil der Belle Époque – Plakate, die zu Ikonen der Jugendstil-Grafik wurden.
Ab 1900 übernahm sie einige Rollen in Stummfilmen, obwohl sie eigentlich das neue Medium «Film» hasste. So trat sie 1909 in dem Stummfilm «Tosca» und 1911 in «La Dame aux camélias» auf. 1912 spielte sie Königin Elizabeth I. in dem monumentalen Stummfilm «Les amours de la reine».
Sarah Bernhard starb am 26. März 1923 im Alter von 79 Jahren. Beerdigt ist sie auf dem Pariser Prominentenfriedhof Père Lachaise.
(J21)