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Das historische Bild

Die Entführung von Peter Lorenz vor 50 Jahren

Peter Lorenz
Keystone/DPA/dpa

Am 27. Februar 1975 wurde der Berliner CDU-Politiker Peter Lorenz von Terroristen der «Bewegung 2. Juni» entführt. Fünf Tage lang hielten sie ihn in einem Keller versteckt, bis die Bundesregierung ihren Forderungen zu seiner Freilassung nachkam. Es war die erste Entführung eines Politikers durch Terroristen in der Bundesrepublik Deutschland.

Die Entführung war sehr sorgfältig geplant und wurde perfekt durchgeführt. Wie üblich wurde Peter Lorenz morgens von seinem Fahrer in Berlin-Zehlendorf abgeholt. An einer engen Kreuzung fingierten die Terroristen einen Verkehrsunfall, indem sie mit Hilfe eines Lastwagens dem Wagen von Lorenz die Vorfahrt nahmen und ihn zur Vollbremsung zwangen. Gleichzeitig fuhr die Terroristin Inge Viet von hinten in den Wagen von Lorenz. Der Terrorist Till Meyer, der sich als Strassenfeger verkleidet hatte, schlug den Fahrer nieder und bedrohte die Umstehenden mit einer Maschinenpistole.

Andere Terroristen zerrten Lorenz aus dem Wagen und verpassten ihm eine Spritze mit einem Neuroleptikum. Sie fuhren mit dem Dienstwagen los, sperrten Lorenz in den Kofferraum, stiegen dann aber auf einen Kastenwagen mit einer Holzkiste um, in die sie Lorenz verfrachteten. Damit fuhren sie in die Schenkendorfstrasse 7, wo sie zum Schein vorher eine Boutique gemietet hatten. Lorenz wurde in den Keller gesperrt, den sie als «Volksgefängnis» bezeichneten.

Ziel der Entführung war, inhaftierte Mitglieder der Rote Armee Fraktion RAF freizupressen. Vor dem Hintergrund, dass wenige Monate vorher der Berliner Kammergerichtspräsident Günter von Drenkmann ermordet worden war, ging die Bundesregierung auf diese Forderung ein, wobei Bundeskanzler Helmut Schmidt seine ablehnende Haltung zum Ausdruck brachte, aber nicht von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch machte.

Neben der Freilassung der RAF-Terroristen hatten die Entführer die Forderung erhoben, dass sie alle miteinander unter Begleitung des ehemaligen Bürgermeisters von Berlin, Pfarrer Heinrich Albertz, in ein Land ihrer Wahl ausgeflogen werden. Erst nach dem Start der Maschine gaben sie den Zielort bekannt: Aden, Hauptstadt der damaligen sozialistischen Volksrepublik Südjemen. Nach seiner Rückkehr verlas Albertz eine von den Terroristen verfasste Erklärung, in der das Codewort «So ein Tag, so wunderschön wie heute» enthalten war. Peter Lorenz wurde daraufhin mit verbundenen Augen zum Volkspark Wilmersdorf geführt und dort freigelassen.

Von den beteiligten und freigepressten Terroristen waren in den kommenden Jahren einige wiederholt an Gewalttaten beteiligt. Deswegen ist in den Folgejahren keine Bundesregierung mehr auf Forderungen mit terroristischem Hintergrund eingegangen. Peter Lorenz hat sich von seiner Entführung nie ganz erholt und starb im Alter von 64 Jahren an Herzversagen.

Bei dem Foto handelt es sich um ein Polaroid, das die Terroristen an die Bundesregierung schickten.

(Journal 21)

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