Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close

Bruchlandung auf dem Gletscher

Gauligletscher
(Foto: Keystone/Photopress-Archiv/Grunder, Schmdli, Matter)

Nach einem stürmischen Blindflug knapp vorbei an hohen Gipfeln und bei Windgeschwindigkeiten von 120 km/h kracht um 14.25 Uhr eine amerikanische Dakota C-53 mit zwölf Personen an Bord auf den Gauligletscher im Berner Oberland. Das war vor 75 Jahren, am 19. November 1946

Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird durch die Kabine geschleudert; Sitze werden aus der Verankerung gerissen. Die Maschine rutscht an zwei riesigen Gletscherspalten vorbei und kommt dann zum Stehen.

Die C-53 – die militärische Version der DC-3 –  hatte sich auf dem Weg von München nach Marseille befunden. Der Pilot hatte wegen des schlechten Wetters mehrmals den Kurs gewechselt, drehte die Maschine im Kreis und schien die Orientierung vollends verloren zu haben.

An Bord des Flugzeugs befanden sich hohe Militärs der amerikanischen Besatzungstruppen in Österreich. Die Amerikaner schicken eine Rettungsmannschaft, die aus über hundert Mann besteht. Doch der Schnee, das Eis und das schlechte Wetter überfordern sie.

Flugzeuge werfen anschliessend Hilfspakete ab, doch die meisten landen in Gletscherspalten. Beim Wrack herrschen nächtliche Temperaturen von minus 15 Grad.

Nach vier Tagen können sich ein Schweizer Bergführer und ein Soldat nach 13-stündigem Anmarsch auf Skiern zum Unglücksort vorarbeiten. Da keine Funkverbindung mit dem Tal hergestellt werden kann, weiss man zunächst nicht, ob bei der Notlandung Menschen verletzt wurden oder gar ums Leben kamen.

Am 24. November, also fünf Tage nach der Bruchlandung, gelingt es zwei Schweizer Piloten, Victor Hug und Pista Hitz, mit zwei Maschinen vom Typ «Fiseler Storch» beim Wrack auf 2850 Metern Höhe zu landen. Den Rettungsflugzeugen der Schweizer Armee waren Schneekufen anmontiert worden.

Fiseler Storch
(Foto: Keystone/Photopress-Archiv/Grunder, Schmidli, Matter)

Jetzt wird klar: Alle Insassen haben das Unglück überlebt. Eine Person erlitt mittelschwere Verletzungen, andere kamen mit teils heftigen Schrammen davon.

An Bord der Unglücksmaschine hatten sich vier Mitglieder der Besatzung und acht Passagiere befunden, unter ihnen sieben Männer, vier Frauen und ein Mädchen: Brigadegeneral Loyal M. Haynes mit seiner Frau Lona, Colonel William C. McMahon mit seiner Frau Alice und der elfjährigen Tochter Alice-Mary, Alberta Snavely, die Gattin des kommandierenden Generals der amerikanischen Luftstreitkräfte in Wien, Marguerite Gaylord Tate, Frau eines amerikanischen Generals und Mutter des Dienst tuenden Piloten sowie George Harvey, Petrolexperte, ausgebildeter Fallschirmjäger und Angehöriger des amerikanischen Nachrichtendienstes.

Miss McMahon
Miss Alice McMahon (Foto: Keystone/Photopress-Archiv/Grunder, Schmidli, Matter)

Mit neun Flügen werden die Geretteten zu Tal geflogen. Dort, auf dem Flugplatz Unterbach bei Meiringen werden sie von Bundespräsident Karl Kobelt, dem amerikanischen Minister Harrison und US-General Ralph Tate willkommen geheissen.

Die Rettungsaktion ist ein riesiges Medienereignis, das rund um die Welt Schlagzeilen macht. Man spricht vom «Wunder vom Gauligletscher». Es ist das erste Mal, dass Menschen, die im Hochgebirge in Notlage gelangt waren, mit Flugzeugen gerettet werden.

Die Amerikaner versuchten aus Gründen der militärischen Geheimhaltung das Flugzeug zu sprengen. Der Präsident der Schweizerischen Glaziologischen Kommission, Paul-Louis Mercanton, wehrt sich dagegen und ordnet an, dass das Wrack an Ort und Stelle verbleiben soll. Es würde nach und nach im Eis versinken, aber irgendwann wieder auftauchen, sagt er. Daraus könne man wertvolle Rückschlüsse auf die Bewegung des Gletschereises ziehen. Tatsächlich tauchen ab 2012 erste Teile des Flugzeuges, Propeller und ein Triebwerk, wieder an die Oberfläche. Forscher der ETH Zürich rechnen damit, dass das Eis und der Schnee den Rumpf des Flugzeugs zwischen 2027 und 2035 freigeben werden.

(J21)

Historische Bilder

Hier finden Sie eine Übersicht der Historischen Bilder auf journal21.ch

mehr

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.