Colin Powells schwärzester Tag: Vor 20 Jahren, am 5. Februar 2003, hielt der amerikanische Aussenminister vor dem Uno-Sicherheitsrat eine Rede, die seinen Ruf und den Ruf der USA wuchtig beschädigten. Powell warf dem Irak vor, Massenvernichtungswaffen zu besitzen und legte «Beweise» vor, die sich als Lügen entpuppten.
Die USA und Grossbritannien wollten den Krieg im Irak und brauchten dafür eine Rechtfertigung.
«Das Material, das ich Ihnen heute vorlege», sagte Powell vor den Uno-Delegierten, «stammt aus unterschiedlichen Quellen. Es sind zum Teil amerikanische Quellen, zum Teil Quellen anderer Länder. Einige Quellen sind technischer Art, wie die abgehörten Telefongespräche und die Satellitenfotos. Andere Quellen sind Menschen, die ihr Leben riskiert haben, damit die Welt erfährt, was Saddam Hussein wirklich vorhat.»
Colin präsentierte in einer Multimedia-Show angebliche Satellitenaufnahmen, Tonaufzeichnungen und Augenzeugenberichte. Doch zeigten die Satellitenbilder tatsächlich Anlagen zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen?
Die «Beweise» für die Existenz von Massenvernichtungswaffen, die Powell vorgelegt hatte und die als Begründung für die spätere Intervention herhalten mussten, bestanden aus Material, das vom amerikanischen Geheimdienst manipuliert und zum Teil plump gefälscht worden war.
Tatsächlich wurde die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak nie belegt. Die angebliche Rechtfertigung für den Krieg war bewusst auf Lügen gebaut.
Doch Powells Rede war der Auftakt zum Irak-Krieg, der wenige Wochen später begann und schliesslich einen Bürgerkrieg auslöste, der die ganze Region bis heute destabilisiert.
Zwar hatte sich Powell 2005 persönlich für seinen Auftritt entschuldigt, doch sein Ruf war ruiniert.
Hatte er das Spiel von Präsident George W. Bush mitgespielt – oder wurde er hereingelegt, unter anderem vom CIA?
Doch nicht nur sein Image war zerstört: Auch die Glaubwürdigkeit der USA wurde durch seinen Auftritt für längere Zeit untergraben.
Powell starb im vorletzten Oktober. Bis zu seinem Tod blieb seine Rede vor dem Uno-Sicherheitsrat an ihm hängen.