Mit dem Ausdruck «die Menschen» setzt die Sprache oft ein Signal: Achtung, es geht um Höheres, um ein Seinsollen, ein Ideal des Menschlichen.
Dieses «die Menschen» hat in Politikerreden einen festen Platz: Die Menschen erwarten angeblich dieses und lehnen jenes ab. Gerne wird vollmundig versprochen, mehr auf die Menschen zu hören. Und selbstverständlich müssen die Menschen mit ihren Sorgen ernstgenommen werden.
Solche Phrasen sind stets einen Tick zu feierlich – und gleichzeitig wirken sie allzu routiniert. Das mit Bedeutung aufgeladene «die Menschen» kommt dem politischen Personal nur zu leicht über die Lippen. Und wenn Politiker von «den Menschen draussen im Lande» schwadronieren, entlarven sie sich gar als aufgeblasene gedankenlose Wichtigtuer.
Wohltuend wäre es, Politikerinnen und Politiker würden sich überlegen, ob der abstrakte Plural mit dem hohen normativen Anspruch jeweils wirklich am Platz sei. Andernfalls wäre es ganz nett, sie würden einfach mal von «den Leuten» reden. Im Sinne einer willkommenen rhetorischen Abrüstung empfiehlt sich in manchen Zusammenhängen auch ein schlichtes «alle», «die meisten» oder «viele». Solche Zurückhaltung könnte der hohlen Breitspurigkeit politischer Äusserungen entgegenwirken. Zudem würde sie helfen, die Signalwirkung des Ausdrucks «die Menschen» nicht sinnlos zu verschleissen.