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Unesco Welterbe

Piazza Navona

30. November 2012
Georg Gerster
Die Piazza Navona in Rom
Ein Inventar der Welterbegüter ohne Rom – undenkbar! Trotzdem kam für Rom die Auszeichnung, die es gar nicht braucht, eher spät, und dann erst noch scheibchenweise. Das Welterbekomitee berücksichtigte 1980 das antike Rom innerhalb der Aurelianischen Mauer. Der Heilige Stuhl – redensartlich „der kleinste Staat der Welt“, aber von Rechts wegen eigentlich kein Staat, sondern lediglich ein Völkerrechtssubjekt – trat der Welterbekonvention 1982 bei. Erst jetzt wurde die Absurdität eine…
Die Piazza Navona in Rom
Ein Inventar der Welterbegüter ohne Rom – undenkbar! Trotzdem kam für Rom die Auszeichnung, die es gar nicht braucht, eher spät, und dann erst noch scheibchenweise. Das Welterbekomitee berücksichtigte 1980 das antike Rom innerhalb der Aurelianischen Mauer. Der Heilige Stuhl – redensartlich „der kleinste Staat der Welt“, aber von Rechts wegen eigentlich kein Staat, sondern lediglich ein Völkerrechtssubjekt – trat der Welterbekonvention 1982 bei. Erst jetzt wurde die Absurdität eines Rumpf-Rom behoben: durch die Aufnahme der Vatikanstadt mit dem Petersdom (1984) und zuletzt auch ihrer Exklaven (1990).

Die Piazza Navona gehört zunächst zum antiken Bestand: sie echot ein Stadion, das Kaiser Domitian im Jahr 86 n. Chr. für Leichtathletik-Veranstaltungen und 30 000 Zuschauer ausbaute. Seit dem l3. Jahrhundert begannen Häuser, die sich in die Unterbauten der Stadiontribünen einnisteten, das Spielfeld zu säumen – und die Renaissance veredelte den Saum mit Kirchen und Palästen. Jetzt kam die Piazza auch zu einem päpstlichen Bezug. In päpstlichem Auftrag bauten die rivalisierenden Architekten Gian Lorenzo Bernini und Francesco Borromini am Platz. Bernini schuf 1648-1651 in dessen Mitte den Vier-Ströme-Brunnen: mit den Darstellungen von Nil, Donau, Ganges und Rio Plata erinnerte der Stifter, Papst Innozenz X., an die Präsenz der Kirche in den vier Erdteilen.

Im Laufe ihrer Geschichte sah die Piazza immer wieder Märkte, Feste, Reiterspiele; mitunter diente sie gar als Badewanne: im Hochsommer wurden die drei Brunnen des Platzes zum Überlaufen gebracht. Heute ufert auf der Piazza Navona im Dezember bis zum Dreikönigstag jeweils ein Weihnachtsmarkt aus. Aber sonst verteidigt die Stadtverwaltung die Leere gegen Souvenirstände und assortierte touristische Zumutungen. Der Eifer, mit dem sie neuerdings stadtweit Snackern und Picknickern nachstellt, verschont auch die Piazza nicht. Aber alles in allem lässt sie dort junges Künstlervolk gewähren. Auf der Liste von Europas schönsten Platzanlagen steht die Piazza Navona ganz oben. – Jahr der Aufnahme: 1974 (Copyright: Georg Gerster/Keystone)
Die Piazza Navona in Rom

Ein Inventar der Welterbegüter ohne Rom – undenkbar! Trotzdem kam für Rom die Auszeichnung, die es gar nicht braucht, eher spät, und dann erst noch scheibchenweise. Das Welterbekomitee berücksichtigte 1980 das antike Rom innerhalb der Aurelianischen Mauer. Der Heilige Stuhl – redensartlich „der kleinste Staat der Welt“, aber von Rechts wegen eigentlich kein Staat, sondern lediglich ein Völkerrechtssubjekt – trat der Welterbekonvention 1982 bei. Erst jetzt wurde die Absurdität eines Rumpf-Rom behoben: durch die Aufnahme der Vatikanstadt mit dem Petersdom (1984) und zuletzt auch ihrer Exklaven (1990).

Die Piazza Navona gehört zunächst zum antiken Bestand: sie echot ein Stadion, das Kaiser Domitian im Jahr 86 n. Chr. für Leichtathletik-Veranstaltungen und 30 000 Zuschauer ausbaute. Seit dem l3. Jahrhundert begannen Häuser, die sich in die Unterbauten der Stadiontribünen einnisteten, das Spielfeld zu säumen – und die Renaissance veredelte den Saum mit Kirchen und Palästen. Jetzt kam die Piazza auch zu einem päpstlichen Bezug. In päpstlichem Auftrag bauten die  rivalisierenden Architekten Gian Lorenzo Bernini und Francesco Borromini am Platz. Bernini schuf 1648-1651 in dessen Mitte den Vier-Ströme-Brunnen: mit den Darstellungen von Nil, Donau, Ganges und Rio Plata erinnerte der Stifter, Papst Innozenz X., an die Präsenz der Kirche in den vier Erdteilen.

Im Laufe ihrer Geschichte sah die Piazza immer wieder Märkte, Feste, Reiterspiele; mitunter diente sie gar als Badewanne: im Hochsommer wurden die drei Brunnen des Platzes zum Überlaufen gebracht. Heute ufert auf der Piazza Navona im Dezember bis zum Dreikönigstag jeweils ein Weihnachtsmarkt aus. Aber sonst verteidigt die Stadtverwaltung die Leere gegen Souvenirstände und assortierte touristische Zumutungen. Der Eifer, mit dem sie neuerdings stadtweit Snackern und Picknickern nachstellt, verschont auch die Piazza nicht. Aber alles in allem lässt sie dort junges Künstlervolk gewähren. Auf der Liste von Europas schönsten Platzanlagen steht die Piazza Navona ganz oben. – Jahr der Aufnahme: 1974 (Copyright: Georg Gerster/Keystone)

 

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