Sprachliches Imponiergehabe macht beispielsweise aus Räumen Räumlichkeiten. Pompös stellt es in Abrede, wo es schlicht verneint oder widerspricht. Statt zu verbessern, bemüht es sich um qualitative Weiterentwicklung. Da wird kein Haus gebaut, sondern Wohnraum erstellt. Wo Meinungsstreit herrscht, treffen unterschiedliche Wahrnehmungen aufeinander. Und wer über Zusammenhänge redet, spricht sich dafür aus, das Gesamtbild der Problematik im Auge zu behalten.
Nichts gegen farbige Texte! Doch allzu viele Artikel und Papers bedienen sich stets aus dem gleichen mageren Vorrat an Standardfloskeln. Übernutzt und abgedroschen wie sie sind, tragen diese zum Inhalt nichts bei, weder in der Sache noch zur emotionalen Nuancierung. Sie machen sich nur breit.
Wie macht man es besser? Erste Regel: Unnötiges weglassen! Nicht jeder Text und jeder Satz braucht einen grossen Auftritt. Ausschmückungen sind bei näherem Hinsehen allzu oft billige Klunker. Im Zweifel ist die kürzere, schlankere Form die bessere.
Zweite Regel: Sich nicht mit der erstbesten Formulierung zufriedengeben! Das Gewohnte ist selten das Beste. Statt in den üblichen Trott zu fallen, kann man einmal das Register wechseln: streng sachlich hier, vorsichtig tastend dort, weit ausgreifend ein andermal. Texte können kalt sein und heiss, nüchtern und prächtig. Was gut geschrieben ist, hat eine Dramaturgie mit Strukturen, Rhythmen und Akzenten.
Mit kritischen Sammleraugen die Textuniversen von Alltagssprache, Medien, Werbung und Literatur zu durchstreifen, hilft Vokabular und Stilgefühl anzureichern und zu erneuern. So kommt formbewusstes Schreiben zustande. Arbeit an der Sprache bereichert nicht nur die Texte und die Leserinnen, sondern auch den Schreiber.