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USA

Irritierende Supermacht

28. Oktober 2013
Urs Meier
Handlungsunfähig - aber mit ungebrochenem Machtgehabe: das zwiespältige Bild der USA.

Obschon seit zwei Jahrzehnten alleinige Supermacht, haben es die USA nicht geschafft, der Welt Takt und Richtung der Entwicklung vorzugeben. Anstatt Freiheit und Demokratie als Ziel oder «Ende der Geschichte» weltweit voranzubringen, hinterlässt amerikanische Politik im Irak und in Afghanistan hoffnungslose Zustände und hat im Krisenherd Nahost wenig Einfluss. Der US-Wirtschaft, wenn auch noch immer die grösste und bedeutendste der Welt, fehlt ihr einst unwiderstehlicher Zug in die Zukunft. Im Land übernehmen mehr und mehr Fanatiker das Zepter. Politik im Sinne der Suche nach Kompromissen wird gezielt torpediert. Doch die schweren Einbussen an Handlungsfähigkeit hindern die USA nicht, sich weiterhin in der Rolle der weltweit bestimmenden Nation zu sehen. Mit aller Selbstverständlichkeit machen sie Gebrauch von ihrem Supermachtstatus: Sie zwingen fremden Staaten ihre Gesetze auf, führen völkerrechtlich verbotene Drohnenkriege, ziehen Vorteile aus der privilegierten Rolle ihrer Währung im Finanzsystem, und sie spionieren mit ihrer Lauschtechnik nach Belieben bei Freund und Feind. Die von solchen Widersprüchen ausgelöste Irritation ist eine doppelte. Aus europäischer Sicht wirkt hemmungslose Machtpolitik mittlerweile befremdend. Auf dem Alten Kontinent ist ein Politikverständnis herangewachsen, das auf multilaterale Organe und zwischenstaatliche Verhandlungen setzt und kruden Machteinsatz nur als ultima ratio akzeptiert. Hinzu kommt ein Zweites. Noch immer sind die USA ein mythisches Land. Es hat die erste moderne Demokratie geschaffen und den Traum von Freiheit verwirklicht, es hat – zusammen mit der Sowjetunion und England – Europa vom Nationalsozialismus befreit, und es hat mit dem weltweit bewunderten american way of life die Hoffnung auf eine offene Gesellschaft, auf Wohlstand und Fortschritt geweckt, die trotz teilweise hässlicher Wirklichkeit nie verblasst ist. Das Entsetzen über die Enthüllungen geheimdienstlicher Übergriffe ist deshalb so gross, weil es den Wunsch untergräbt, dieses Land zu bewundern.

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