Berlusconi gibt auf. Es ist offiziell: Der vierfache Ministerpräsident zieht sich aus dem Rennen um das Amt des Staatspräsidenten zurück. Berlusconi hatte gehofft, seine fast 30-jährige politische Karriere mit dem höchsten Amt im Staat krönen zu können. Doch er fand nicht genügend Unterstützung dabei. Das italienische Parlament wird ab morgen Montag einen Nachfolger für Staatspräsident Sergio Mattarella wählen.
Nach langem Zögern, das die Parteichefs seines rechten Bündnisses fast zur Weissglut trieb, liess er nun am Samstagabend seinen Rückzug bekanntgeben. Er tat dies nicht persönlich, sondern schickte eine seiner Getreuen, die Senatorin Licia Ronzulli, vor.
Laut Medienberichten hat ihn seine Familie gedrängt, endlich das Handtuch zu werfen: vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Corona hatte seinem durch eine Herzoperation im Jahr 2016 bereits geschwächten Körper schwer zugesetzt. Er hatte in den letzten Tagen mehrere geplante Treffen abgesagt und sich mehrmals zu Kontrollen ins Spital San Raffaele in Mailand begeben.
Alberto Zangrillo, der Chef des San-Raffale-Spitals sagte am Sonntagabend: «Präsident Berlusconi befindet sich seit heute Morgen im Krankenhaus San Raffaele und unterzieht sich regelmäßigen klinischen Untersuchungen, die seit einiger Zeit geplant und Teil eines Standardprotokolls sind.»
Lega-Chef Matteo Salvini erklärte: «Berlusconi ist ruhig und gesund.»
Berlusconis Freundin Marta Fascina ergänzte: «Berlusconi ist ein Riese in einem Theater von unbedeutenden Persönlichkeiten.»
Hier der Wortlaut des Rückzugsschreibens von Silvio Berlusconi, das Licia Ronzulli verlas:
«Seit mein Name für die Präsidentschaft der Republik vorgeschlagen wurde, haben mir viele Tausend Italiener ihre Zuneigung, Unterstützung und Ermutigung entgegengebracht. Ihnen bin ich von ganzem Herzen dankbar. Die Mehrheit und die Opposition müssen Einigkeit demonstrieren, um die sehr ernste Gesundheitslage zu bekämpfen und um das Land aus der Krise zu führen. In diesem Sinne habe ich beschlossen, einen weiteren Schritt auf dem Weg zur nationalen Verantwortung zu tun, indem ich diejenigen, die mich vorgeschlagen haben, bitte, auf die Nennung meines Namens für die Präsidentschaft der Republik zu verzichten.»
(J21)