Hans Moser

Diesmal konnte auch eine Intervention der USA nichts ausrichten: Der frühere Staatschef Jean-Bertrand Aristide ist wieder in Haiti. Wie stark seine Präsenz die Wahlen vom Sonntag beeinflusst hat, lässt sich im Augenblick schwer abschätzen.

Mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Rückkehr zur Demokratie wird den Verantwortlichen für die systematische Verschleppung von Babys während der Militärdiktatur der Prozess gemacht. Die Anklage wirft ihnen vor, inhaftierten Dissidenten ihre Babys gestohlen und sie zur Adoption freigegeben zu haben.

War es doch kein Suizid? Die chilenische Staatsanwaltschaft schliesst nicht aus, dass Salvador Allende ermordet wurde. Der linke Präsident war am 11. September 1973 beim Militärputsch ums Leben gekommen.

Obwohl alle Welt rasche Hilfe versprach: Der Aufbau in der Hauptstadt Port-au-Prince und anderen vom Beben betroffenen Regionen geht nur schleppend voran. Der Alltag unzähliger Haitianer ist nach wie vor von Tod, Leid und Zerstörung geprägt.

Zum Abschied gönnte sich Luiz Inácio Lula da Silva noch einmal ein Bad in der Menge. Zehntausende bescherten dem scheidenden Staatschef in Recife, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco, einen stimmungsvollen Abgang.

Auch in diesem Jahr werden unzählige Touristen aus aller Welt über die Feiertage Ferien in Buenos Aires, Patagonien oder Misiones machen. Für Besucher aus Europa, den USA oder dem Nachbarstaat Brasilien ist Argentinien dank des günstigen Wechselkurses nach wie vor ein preiswertes Reiseland. Die Einheimischen hingegen müssen immer mehr, was ihnen lieb ist, zu teuer bezahlen.

Bei einem Brand in einer chilenischen Haftanstalt sind 81 Insassen gestorben. Die Tragödie wirft einmal mehr ein Schlaglicht auf die menschenunwürdigen Zustände in den meisten lateinamerikanischen Kerkern.

Brasilien wird künftig von einer Frau regiert. Lulas Wunschnachfolgerin Dilma Rousseff hat die Präsidentschaftswahl im zweiten Anlauf gewonnen. Grosse Veränderungen sind von der neuen Staatschefin nicht zu erwarten. Zumindest nicht inhaltlich.

Die Brasilianer bestimmen am Sonntag in einer Stichwahl, wer die nächsten vier Jahre die Geschicke ihres Landes lenken wird. Favoritin ist wie schon in der ersten Runde Dilma Rousseff. Die Wunschnachfolgerin von Präsident Lula liegt in den Umfragen deutlich vor dem konservativen Sozialdemokraten José Serra.

Er war nur noch der Ex-Präsident, aber weiterhin mächtig. Néstor Kirchner, der am Mittwoch im Alter von 60 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist, prägte die Regierungspolitik seiner Ehefrau und Nachfolgerin Cristina Fernández de Kirchner entscheidend mit.

In Chile funktioniert vieles besser als im übrigen Südamerika. Die professionelle Rettung der 33 verschütteten Bergleute ist das aktuellste Beispiel dafür. Aber auch in diesem Land läuft nicht alles wie am Schnürchen.

Entgegen pessimistischen Prognosen ist die Demokratie in Lateinamerika von Bestand. Und auch erstaunlich belastbar. Die Wahlen in Brasilien und die gemeisterte Krise in Ecuador sind die neusten Beispiele für diesen Befund. Doch es gibt Schwachstellen.

Venezuelas Opposition kehrt nach fünf Jahren Abstinenz ins Parlament zurück. Ob sie damit auch Hugo Chávez’ „sozialistische Revolution des 21. Jahrhunderts“ stoppen kann, ist fraglich.

"Alles Lula. Alle möchten ihn beerben" schreibt Hans Moser, unser Mann in Südamerika.