Im Norden der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel ereigneten sich am Dienstagmorgen in einem Waffenlager mehrere Explosionen. Russland spricht offiziell von «Sabotage».
Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken zirkulieren, sind ein Feuerball und eine grosse schwarze Rauchwolke zu sehen. Sergej Aksjonow, der russische Statthalter auf der Krim, sagt, es gebe zwei Verletzte. Die Nationalgarde, der Zivilschutz sowie Spezialisten des Verteidigungsministeriums seien im Einsatz.
Ein hoher ukrainischer Beamter, der aus Gründen der Anonymität nicht über die Operation sprechen wollte, sagte laut New York Times, dass eine ukrainische Eliteeinheit, die hinter den feindlichen Linien operiert, für die Explosion verantwortlich war. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, dass es sich bei der Explosion um einen «Sabotageakt» gehandelt habe, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtet.
2000 Bewohner, die in der Nähe des Munitionslagers leben, wurden in Sicherheit gebracht. «Um den Explosionsort herum wurde eine fünf Kilometer grosse Sicherheitszone gebildet», erklärten die Behörden. Auch eine Station, die der Stromversorgung dient, soll in Brand geraten sein. Der Zugverkehr wurde unterbrochen, weil eine Eisenbahnlinie beschädigt wurde.
«Entmilitarisierung in Aktion»
Das Munitionsdepot befindet sich auf dem Gelände eines früheren Bauernhofs im Gebiet Dschankoi in der Nähe des Dorfes Maiske (russisch Mayskoje) im Norden der Krim. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die Ursachen der Explosion würden untersucht.
Der Berater des ukrainischen Präsidialamtes, Mykhailo Podolyak, bezeichnete den Vorfall zynisch als «Entmilitarisierung in Aktion» («demilitarisation in action»). Das könnte so interpretiert werden, dass es sich nicht um einen Unfall handelt.
Explosionen auf Saky
Schon vor genau einer Woche ereigneten sich auf der Krim schwere Explosionen. Dabei wurden auf dem russischen Militärstützpunkt Saky nördlich von Sewastopol mindestens acht russische Kampfflugzeuge zerstört. Zwei Menschen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben. Russland dementiert, dass die Anlage von ukrainischen Raketen getroffen wurde und nennt einen Kurzschluss als Ursache der Detonationen. Die offizielle Ukraine hat sich nicht zu den Ursachen geäussert. Spekuliert wird, ob die Ukraine über weitfliegende «Geheimwaffen» verfügt, die die Saky-Anlage angegriffen haben. Westliche Geheimdienste sind überzeugt, dass Saky von ukrainischen Raketen beschossen wurde.
Das britische Verteidigungsministerium erklärte, die Explosionen auf Saky hätten die Einsatzfähigkeit der Schwarzmeerflotte der russischen Marine «erheblich beeinträchtigt».
In den letzten Wochen kam es hinter den russischen Linien in der Ostukraine zu zahlreichen Angriffen. Seit Juni haben die ukrainischen Streitkräfte nach Angaben des Verteidigungsministers bis zu 50 Waffenlager mit US Himars-Mehrfachraketenwerfern beschossen. Auch Brücken im Süden wurden angegriffen, wodurch wichtige Versorgungslinien von der Krim nach Cherson gefährdet sind (siehe nebenstehenden Artikel).