Die Ukraine kann diesen Krieg gewinnen, «wenn sie die richtige Ausrüstung und die richtige Unterstützung erhalten», erklärte der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin. Am Mittag eröffente er in Ramstein ein Nato-Treffen, bei weitere militärische Massnahmen gegen Russland koordiniert werden sollen.
Wird laufend aktualisiert
- USA fordern mehr Waffen für die Ukraine
- Nato-Treffen in Ramstein
- Deutschland will Panzer liefern
- Lawrow warnt vor Atomkrieg
- Russland greift Eisenbahnlinien an
- Guterres trifft Putin
- 15'000 getötete Russen?
Nato-Treffen in Ramstein
Austin wird heute Dienstag auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland mit den Nato-Verbündeten zusammentreffen und weitere militärische Massnahmen gegen Russland koordinieren. Austin hatte nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten in Kiew erklärt, die russischen Streitkräfte sollten nach ihren schweren Verlusten in der Ukraine daran gehindert werden, zu alter Stärke zurückzufinden. Die USA wollten «Russland so weit schwächen, dass es nicht mehr in die Ukraine einmarschieren kann», sagte Austin wörtlich.
Austin versucht jetzt, die Nato-Partner zu überzeugen, dass es nach zwei Monaten Krieg an der Zeit ist, die Unterstützung auszuweiten und dafür zu sorgen, dass Russland nicht in der Lage ist, schnell zurückzuschlagen.
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow erklärte daraufhin, dass die Lieferung von Waffen an die Ukraine bedeute, dass die Nato «im Wesentlichen» in einen Stellvertreterkrieg mit Russland eintrete, und warnte die westlichen Länder vor der «erheblichen» Gefahr eines Atomkriegs.
Diskussionen in Washington
Austins Worte, die USA wollten Russland soweit schwächen, dass es nicht mehr in der Lage sei, in der Ukraine einzumarschieren, haben in Washington Diskussionen ausgelöst. Beamte des Pentagon erklärten, Austin habe damit die ukrainische Regierung «stärkstmöglich» unterstützen wollen.
Präsident Biden will den Krieg jedoch nicht zu einem Krieg zwischen Russland und den USA machen. Man wolle vielmehr «einfach einer kleinen, sich abmühenden Demokratie helfen, sich gegen die Übernahme durch einen weitaus mächtigeren Nachbarn zu verteidigen». «Eine direkte Konfrontation zwischen der Nato und Russland bedeutet den Dritten Weltkrieg, den wir unbedingt verhindern wollen», hatte Biden im März gesagt.
Lawrow warnt
Die Gefahr eines Dritten Weltkrieges sei «ernst, real und darf nicht unterschätzt werden», sagte der russische Aussenminister Sergej Lawrow in einem Interview mit dem russischen Fernsehen. Er betonte jedoch, dass er nicht wolle, dass in einer derartigen Situation die Risiken noch weiter künstlich aufgebläht würden. Es gebe viele Seiten, die das wollten, sagte er, ohne konkret zu werden. Die Unzulässigkeit eines Atomkrieges bleibe die prinzipielle Position Russlands.
Lawrow sagte, Waffenlieferungen von Nato-Ländern an die Ukraine seien ein «berechtigtes Angriffsziel». «Natürlich werden diese Waffen ein legitimes Ziel für die russischen Streitkräfte sein», sagte Lawrow. Wenn Mitgliedstaaten der Nato Waffen liefern, seien sie indirekt Kriegspartei. «Wenn die Nato über einen Stellvertreter de facto in einen Krieg mit Russland tritt und diesen Stellvertreter bewaffnet, dann tut man im Krieg, was man im Krieg tun muss.»
Der Westen reagierte demonstrativ gelassen auf Lawrows Äusserung, dass die Gefahr eines Atomkrieges «real» sei.
Russland greift Eisenbahnlinien an
Um die Lieferung von militärischen Material aus dem Ausland zu verhindern, greifen russische Truppen vermehrt das ukrainische Eisenbahnnetz an. Dies erklärt das ukrainische Militärkommando. Ziele seien vor allem Knotenpunkte des Schienennetztes.
Liefert Deutschland nun doch Panzer?
Die Deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht will bei einem Treffen auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein die Lieferung von Gepard-Panzern zusagen. Dies meldet die Süddeutsche Zeitung. Diese Panzer sind mit zwei 35-Millimeter-Kanonen und Radar ausgestattet und können neben Luftzielen auch Bodenziele bekämpfen. Der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin, der am Sonntag Kiew besucht hatte, will mit Vertretern von 40 Staaten Massnahmen gegen Russland koordinieren.
15’000 tote Russen?
Der britische Verteidigungsminister erklärte, er glaube, die Russen hätten im Krieg bisher «mehr als 15’000 Soldaten» verloren. Der ukrainische Präsident Selenskyj sprach von fast 21’000 getöteten Russen und schweren russischen Materialverlusten. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Guterres trifft Putin
Uno-Generalsekretär António Guterres trifft heute im Kreml mit dem russischen Präsidenten zusammen. Guterres will erreichen, dass Russland mehr «humanitäre Korridore» für Zivilisten aus umkämpften Städten, wie zum Beispiel Mariupol, garantiert.
Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba rief in einem Interview mit Associated Press Guterres auf, bei den Verhandlungen über einen sofortigen Waffenstillstand zu helfen, um die Menschen aus der belagerten Stadt Mariupol zu evakuieren.
Guterres war in jüngster Zeit kritisiert worden, weil die Uno im Ukraine-Krieg eine allzu passive Rolle eingenommen habe.
Guterres sprach sich vor dem Treffen für eine Waffenruhe und ein rasches Ende des Krieges aus. Lawrow sagte, Russland wolle mit Guterres auch über die Entwicklung der Uno sprechen. Er beklagte, dass es im Westen Tendenzen gebe, eine unipolare Welt zu errichten. Guterres versicherte, er spreche sich für eine multipolare Welt aus. Russland kritisierte in jüngster Zeit die Uno häufig, vor allem weil eine erdrückende Mehrheit der Uno-Mitglieder die russische Invasion in der Ukraine scharf verurteilt. Im Weltsicherheitsrat kam eine Anti-Russland-Resolution nur deshalb nicht zustande, weil Russland ein Veto-Recht hat.
Guterres will nach seinem Russland-Aufenthalt über Polen in die Ukraine weiterreisen, wo er am Donnerstag mit Präsident Selenskyj zusammenkommen will.
«Nicht eine Brosame Unterstützung»
Die Russen hätten zwar mehr als 1100 Raketen auf die Ukraine abgeschossen, dazu unzählige Fliegerbomben und Artilleriegranaten, aber «sie haben nichts erreicht und werden nichts erreichen», erklärte Präsident Wolodimir Selenskyj in seiner täglichen Ansprache. Im Osten des Landes hätten die russischen Streitkräfte «nicht eine Brosame Unterstützung unter der Bevölkerung» erreicht – eine Unterstützung, «die sie so gerne gesehen hätten».
Vorstoss auf Kramatorsk
Russische Streitkräfte haben nach einem Bericht des Gouverneurs von Luhansk die ostukrainische Stadt Kreminna eingenommen. Jetzt versuchen sie nach Angaben des britischen Militärgeheimdienstes in Richtung der Städte Slowiansk und Kramatorsk vorzustossen.
Explosionen in Transnistrien
Zwei Explosionen haben ein Dorf in Transnistrien, einer mit Russland verbündeten abtrünnigen Region der Republik Moldau an der Grenze zur Ukraine, erschüttert. Laut dem örtlichen Innenministerium seien zwei Radioantennen zerstört worden. Die Ukraine wirft Russland vor, hinter den Anschlägen zu stehen, um eine Invasion in Moldawien (Republik Moldau) vorzubereiten.
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Journal 21