Seit dem Beginn des Überfalls auf die Ukraine haben verschiedene westliche Kulturinstitutionen die Zusammenarbeit mit russischen Kulturschaffenden abgebrochen. Sind solche Sanktionen auch in diesem Bereich richtig? Werden damit nicht mögliche Brücken für die Verständigung eingerissen oder blockiert? Über diesen Fragenkomplex haben am Dienstag im Kultur-Talk des SRF-2-Radiosenders zwei hochkompetente Kenner der russischen Literaturszene eine Diskussion geführt: die Autorin und Übersetzerin Ilma Rakusa und der russische Schriftsteller Michail Schischkin, der seit einigen Jahren in der Schweiz lebt.
Beide Gesprächsteilnehmer äussern sich dezidiert und gleichzeitig differenziert über das heikle Problem eines Kulturboykotts. Schischkin betont, dass mitten in einem blutigen Krieg viele Dinge in einem Beziehungssystem sich unausweichlich auf ein Schwarz-Weiss-Muster reduzieren. Ilma Rakusa plädiert dafür, dass man in einer solchen Situation nicht nur Nachrichten über das tragische und empörende Geschehen konsumieren, sondern auch Bücher von Schriftstellern aus dem russisch-ukrainischen Kulturraum lesen sollte. Literatur könne ein vielschichtigeres und hintergründigeres Verständnis der aktuellen Vorgänge vermitteln als die tagespolitische Information. Hier der Link zum Kultur-Talk von SRF 2 (R.M.)