Streikende stehen vor einem Depot der Stuttgarter Strassenbahnen AG (SSB). Die deutsche Gewerkschaft Verdi will mit Warnstreiks den öffentlichen Nahverkehr in zahlreichen Städten in mehreren Bundesländern lahmlegen. Sie wird von Fridays for Future unterstützt. (Keystone/DPA, Marijan Murat)
Pendler und Reisende müssen heute aufgrund von Streiks im öffentlichen Verkehr mit Ausfällen und Verspätungen von Bussen und Bahnen rechnen. Die Gewerkschaft Verdi legt den Nahverkehr in sechs Bundesländern nahezu flächendeckend still. Damit will die Gewerkschaft den Druck in den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst erhöhen.
Betroffen von den Warnstreiks sind die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, wie Verdi mitteilte. Hier gelte für die Beschäftigten der Nahverkehr-Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes, weil die Verkehrsbetriebe in kommunaler Hand seien. Schwerpunkte der Warnstreiks sind das Ruhrgebiet sowie das Rheinland.
In den Verhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen fordern die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund DBB angesichts von Inflation, Energiekrise und Personalmangel 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Damit Mitarbeiter nicht abwandern, solle eine bessere Bezahlung attraktivere Arbeitsplätze schaffen und dem Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst entgegenwirken.
Sollte es in der dritten Tarifrunde am 27. März keine Einigung geben, plant Verdi-Chef Frank Werneke eine Urabstimmung für einen regulären Streik. Die Entscheidung, ob ein Streik durchgeführt werden soll oder nicht, läge dann bei den Mitgliedern der Gewerkschaft. Das würde den Tarifkonflikt weit ins Frühjahr hinein verlängern, sagte Werneke.
Die Warnstreiks finden parallel zu bundesweiten Protestaktionen der Organisation Fridays for Future für eine Verkehrswende statt. Bei den Protestaktionen geht es darum, auf die Notwendigkeit einer Verkehrswende hinzuweisen und die Bedeutung von umweltfreundlichen Verkehrsmitten zu betonen. «Eine Verkehrswende wird nicht möglich sein, ohne dass in die Beschäftigten ebenfalls investiert wird», so die stellvertretende Verdi-Chefin Christine Behle.
Aus Sicht der Gewerkschafter und der Klima-Aktivisten ist gemeinsames Handeln daher folgerichtig. «Allein in Deutschland gehen wir dafür in über 200 Städten auf die Strasse», kündigte die Sprecherin von Fridays for Future, Lou Töllner, an. Die grössten Kundgebungen werden in Berlin, Hamburg und Köln erwartet.