Der griechische Ex-König und Olympiasieger Konstantin II. ist 82-jährig in Athen gestorben. Mit dem Tod des in jungen Jahren umstrittenen ehemaligen Staatsoberhauptes schliesst sich ein weiteres Kapitel der politisch unsteten Nachkriegsjahre. Wie kontrovers die Figur des Ex-Monarchen war, zeigt sich daran, dass die Regierung ihm das gemäss Gesetz als ehemaliges Staatsoberhaupt eigentlich zustehende Staatsbegräbnis verwehrt.
Konstantin wird auf dem königlichen Friedhof der ehemaligen Sommerresidenz in Tatoi beigesetzt.
Man schrieb das Jahr 1964, als Konstantin II im Alter von 23 Jahren den Thron bestieg. Der Monarch war jugendlich und unerfahren, hatte aber bereits als olympischer Goldmedaillengewinner im Segeln Ruhm erlangt. Das war einer der Gründe, warum er anfänglich sehr beliebt war. Innert Jahresfrist verspielte er aber die meisten Sympathien, da er aktiv an den Machenschaften beteiligt war, die zum Sturz der Zentrumsregierung unter Ministerpräsident Georgios Papandreou (des Grossvaters des gleichnamigen Ministerpräsidenten 2009 – 2011) führten.
Konstantin, Papandreou und der Staatsstreich
Papandreou und Konstantin hatten anfangs ein sehr gutes Verhältnis zueinander, das sich jedoch bald verschlechterte, da Konstantin darauf bestand, dass die Kontrolle über die Streitkräfte dem Monarchen vorbehalten war.
Die Armee war ein Staat im Staat. Viele Offiziere akzeptierten Entscheidungen nicht, die ihnen zuwider waren. Jede nicht klar konservative Regierung war ihnen suspekt. Als Papandreou zusätzlich das Verteidigungsministerium übernehmen wollte und ihm dies der König auf wackliger rechtlicher Grundlage verwehrte, trat der Regierungschef im Juli 1965 zurück.
Verfassungsmässig ebenfalls schwach legitimiert, beharrte Konstantin auf einer konservativen Regierung. Ergänzt durch abtrünnige Zentristen hatte diese Regierung eine hauchdünne parlamentarische Mehrheit. Einer der Abtrünnigen war niemand anderes als Kostas Mitsotakis, der Vater des heutigen Ministerpräsidenten.
Diese beiden Schachzüge des Königs schufen nicht nur die Instabilität, die den Obersten späten als Vorwand für ihren Putsch dienen sollten, sondern waren äusserst unpopulär und viele Griechen verdächtigten des Königs Mutter Frederica, diesen zu beeinflussen und zu manipulieren. „Das Volk will dich nicht; nimm deine Mutter und geh!“ war der Schlachtruf bei den Protesten, die Griechenland im Sommer 1965 erschütterten.
Für den Mai 1967 waren Wahlen geplant. Die Umfragen sagten einen Erdrutschsieg von Papandreous Zentrumsunion voraus. Das griechische Königshaus hatte sich seit dem 19. Jahrhundert immer auf die griechische Rechte und auf ausländische Unterstützung verlassen. Konstantin hatte sich aber aus nichtigem Anlass schon vor der Thronbesteigung mit dem starken Mann der Rechten, Karamanlis, zerstritten. Nun fürchteten Konstantin und seine Höflinge auch noch eine Retourkutsche von Papandreou.
Eine Gruppe von rangniedrigen Offizieren kam am 21. April 1967 den Wahlen zuvor und putschte. Konstantin wurde auf dem falschen Fuss erwischt, tat aber so, als würde er die neuen Machthaber unterstützen, bereitete aber einen Gegenputsch vor. Dieser operettenhaft geplante und durchgeführte Coup scheiterte und Konstantin musste fliehen. Er sollte nie wieder als regierender König zurückkehren. Innerhalb weniger Jahre hatte es der an sich freundliche und in guter Absicht handelnde Monarch mit allen politischen Lagern verscherzt.
Karamanlis und die Abschaffung der Monarchie
Als die Obristendiktatur im Juli 1974 zusammenbrach – die Machthaber hatten die Zypernkrise vom Zaun gerissen, deren Resultat der Verlust eines Drittels der Insel an die Türkei war – wollte Konstantin nach Griechenland zurückkehren, doch der gewiefte konservative Politiker Konstantin Karamanlis – er war schon 1955 bis 1963 Ministerpräsident gewesen -, kam ihm zuvor.
Gestärkt durch seinen Sieg bei den ersten freien Wahlen nach dem Ende der Diktatur im November 1974 rief Karamanlis 1974 zu einer Volksabstimmung über die Staatsform auf. Konstantin durfte sich nicht im Land aufhalten, um Wahlkampf zu machen, aber das Ergebnis war eindeutig und wurde allgemein akzeptiert: 69,2 Prozent sprachen sich für eine Republik aus. Dieses Ergebnis machte alle Hoffnungen Konstantins zunichte, jemals wieder zu regieren. Konstantin akzeptierte, dass Griechenland nun eine Republik war, aber er dankte nie ab und bezeichnete sich weiterhin als König von Griechenland. Mit der Regierung stritt er sich um den Besitz der königlichen Familie – der Streit endete vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit einem Vergleich.
Wieder in Griechenland
Erst in den letzten Lebensjahren konnte sich der Exkönig wieder in seinem Heimatland niederlassen. Da die Unterstützung für die Monarchie in Griechenland gering war – die Staatsform war seit jeher umstritten und wurde zu Recht mit ausländischem Einfluss in Verbindung gebracht -, wurde Konstantin erst spät zu einer relativ unumstrittenen Figur.
Er hinterlässt seine Frau, die ehemalige Prinzessin Anne-Marie von Dänemark, die jüngste Schwester von Königin Margrethe II., fünf Kinder und neun Enkelkinder.
Dass die Regierung ihm nun ein Staatsbegräbnis verwehrt, obwohl ihm dies als ehemaliges Staatsoberhaupt zusteht, und an der Beerdigung in Tatoi nur mit der Kulturministerin vertreten sein wird, obwohl eventuell gleich drei Könige Konstantin das letzte Geleit geben, wirkt kleinlich, eine letzte Bosheit von Mitsotakis (Sohn), dem jetzigen Ministerpräsidenten, die auf die politischen Wirren der Sechzigerjahre zurückgehen dürfte, an denen der Vater von Mitsotakis mindestens gleich viel Schuld trägt.